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Lukas Leuzinger, zvg.

Wie sicher sitzt Putin im Sattel?

Je länger der Krieg dauert, desto schwieriger wird es für den Kremlherrn, seine Unterstützer bei Laune zu halten.

Die russische Invasion ist nicht nur eine Tragödie für die Menschen in der ­Ukraine. Der Krieg hat auch für Russland schädliche ­Folgen. Schätzungen zufolge belaufen sich allein die direkten Kosten für Kriegsgerät, ­Munition und Treibstoffe auf über eine Milliarde Dollar pro Tag. Hinzu kommen die Sanktionen westlicher Staaten, die Boykotte grosser Konzerne sowie der Wertzerfall des ­Rubels – und viele Soldaten, die nicht zu ihren Familien heimkehren ­werden.

Angesichts der desaströsen Politik stellt sich die ­Frage, warum Wladimir Putin dennoch weiter fest im ­Sattel sitzt. Klar, zu Beginn eines Krieges herrscht oft eine allgemeine Euphorie, es lässt sich ein «Rally around the flag»-Effekt beobachten: Die Bürger scharen sich um die Regierung und stellen sich gegen den gemeinsamen Feind. Zur Popularität Putins und seines Kriegs trägt auch bei, dass ein erheblicher Anteil der Bevölkerung beim Staat oder staatseigenen Firmen beschäftigt ist. Und ­natürlich, dass der Kreml mittels Repression und Zensur jede Kritik im Keim erstickt.

Entscheidend dürften letztlich aber die höheren ­Etagen der russischen Machthierarchie sein. Wie Bruce Bueno de Mesquita und Alastair Smith in «The Dictator’s Handbook» schreiben, hängt das Überleben jedes Machthabers letztlich davon ab, ob er die Leute, auf deren Unterstützung er angewiesen ist, zufriedenstellen kann. Im Falle Russlands sind das im wesentlichen Vertreter des Sicherheitsapparats, in geringerem Mass mächtige Politiker sowie Oligarchen. Putins Macht basiert darauf, allen Gruppen genug Pfründe zuhalten zu können: einflussreiche Posten, Geld, Monopole und lukrative Staatsaufträge.

Je länger sich der Krieg hinzieht, desto mehr spüren ihn nicht nur einfache Russen in ihrem Portmonnaie, ­sondern auch die Elite. Und desto schwieriger wird es für Putin, seine Anspruchsgruppen zu bedienen. Unternehmer sind bereits nervös angesichts wegbrechender Geschäfte und beschlagnahmter Jachten am Mittelmeer. Bleibt der militärische Erfolg aus, werden sich auch ­andere im Dunstkreis des Kremlherrschers nach
einem anderen Pferd umsehen.

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