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Whatever it takes

Identitätspolitik liberal gedacht.

 

Vor genau 25 Jahren schrieb oder vielmehr veröffentlichte Hillary Clinton ihren Beststeller «It Takes a Village». Unter dem Motto dieses offenbar afrikanischen Sprichworts versuchte sie ­darzulegen, dass letztlich die Gesellschaft, auch in Form von Politik und Staat, die Erziehung von Kindern verantwortet. Der christlich-fundamentalistische Senator Rick Santorum stellte dem später sein «It Takes a Family» entgegen: Der Staat habe die Familie klassischen Zuschnitts zu schützen, um das erfolgreiche Gedeihen von Kindern sicherzustellen.

Auch ohne die Bücher im Detail gelesen zu haben, ergibt sich daraus die interessante Frage, ­welche Art von Gemeinschaft, Kernfamilie, Sippe etc. es braucht, damit ein Kind wächst und gedeiht – was es ­zumeist sowieso tut. Schwierig wird es aber stets, wenn dieses Private politisch wird, wenn also die Gemeinschaft vergesellschaftet und die ­Gesellschaft verpolitisiert wird. Genau das ist ein Vierteljahrhundert später die grosse ­Gefahr der grassierenden «Identitätspolitik» von links wie rechts – neben «Corona» und «Klima» das aktuell Bedrohlichste für unsere Freiheit. Denn es werden hier nicht mehr «nur» Familienmodelle, sondern die intimsten Identitäten auf den normativen ­Altar der Politik gelegt.

Dabei könnte diese Identitätspolitik durchaus liberal, nämlich «negativ» interpretiert werden: Es müsste gelingen, alle Vorschläge, die ein bestimmtes Lebensmodell implizit oder explizit propagieren, aus Politik und Staat zu ver­bannen. Das hiesse: eine konsequente Pro-Kopf-Besteuerung (statt Anreize für oder gegen bestimmte Familienmodelle). Ein Abbau von tausendundeinem Förderprogramm und ­Anlaufstelle (statt diese «ausgleichend» zu vervielfachen). Eine Streichung der Ehe aus Verfassung und Gesetz (statt ihrer Erweiterung für welche Verbindungen von Menschen auch immer).

Denn nur ein Staat, der sich nicht um Identitäten schert, ­behandelt letztlich alle gleich.

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