Wenn die Würfel fallen
Risikoforscher der ETH Zürich sagen seit langem, dass Facebook überbewertet sei. Ende April haben sie die von ihnen entwickelte Methode Zynga getestet und prognostiziert, dass dessen Börsenkurs deutlich sinken werde. Der Kurs von Zynga ist gesunken. Und zwar deutlich.
Quelle: Department of Management, Technology and Economics, ETH Zürich
«Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen». Ob diese Worte nun aus dem Munde von Mark Twain, Karl Valentin, Niels Bohr oder Winston Churchill stammen – je volatiler die Märkte, desto heikler die Voraussagen über sie. Doch heikel bedeutet nicht unmöglich. Deshalb haben die drei ETH-Forscher Zalán Forró, Peter Cauwels und Didier Sornette eine Methode entwickelt, die den künftigen Wert von Social-Media-Unternehmen berechnen kann.
Eine im April von ihnen publizierte Studie sagte voraus, dass der Kurs des auf Onlinespiele spezialisierten Unternehmens Zynga nach allfälligen Zwischensprint nach dem 27. April deutlich fallen werde.
Nun haben haben die Risikoforscher ihre Prognosen einem Realitätstest unterzogen. Und sie zeigen: Wer ihrer Investitionsstrategie gefolgt ist, ist nicht enttäuscht worden. Denn der Kurs von Zynga hat sich innerhalb von wenigen Wochen um 34 Prozent nach unten bewegt.
Der Kurssturz ist teilweise den Turbulenzen des Börsengangs von Facebook geschuldet, vor allem aber Resultat einer Blasenentwicklung, deren Korrektur sich mathematisch durchaus berechnen lässt.
Nachdem der Marktwert von Zynga zwischenzeitlich bis auf 10,2 Milliarden US-Dollar gestiegen ist, haben die Risikoforscher der ETH ein von ihnen entwickeltes Wachstumsmodell angewandt und drei Szenarien entworfen, wie viel das Unternehmen tatsächlich wert sein könnte. Den höchsten Wert haben Forró, Cauwels und Sornette bei 4,8 Milliarden angesetzt. Dieser Marktwert ist am 21. Mai erreicht worden – seitdem ist der Kurs der gehandelten Aktien weiter gesunken.
Besonders interessant ist das Experiment mit Blick auf Facebook. Denn auch da sprechen die auf Finanzblasen spezialisierten ETH-Wissenschafter von einer massiven Überbewertung, die irgendwann einer Korrektur entgegenblickt. Prognosen bleiben schwierig, besonders wenn sie von jenen gemacht werden, die nicht richtig rechnen.
Die vollständige Post-mortem-Analyse mit sämtlichen Daten:
Zalán Forró, Peter Cauwels und Didier Sornette: A post-mortem analysis on the prediction of Zynga’sprice movements. Version vom 1. Juni 2012.
Die ursprüngliche Prognose:
Zalán Forró, Peter Cauwels undDidier Sornette: When games meet reality: is Zynga overvalued? Journal of Investment Strategies. Version vom 19. April 2012: http://arxiv.org/abs/1204.0350.
Studie über die Bewertung von Facebook:
Peter Cauwels und Didier Sornette. Quis pendit ipsa pretia: facebook valuation and diagnostic of a bubble based on nonlinear demographic dynamics. In: Journal of Portfolio Management 38 (2), 56-66 (2012).
Peter Cauwels und Didier Sornette. Die Facebook-Blase. Schweizer Monat (18. Oktober 2011). http://www.schweizermonat.ch/artikel/die-facebook-blase (zuletzt besucht am 11. Juni 2012).