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Nicolas Jutzet, zvg.

Weniger Vorschriften, mehr Bücher

Warum Politiker mehr schreiben sollen.

Lisez la version française ici.

«Ich bleibe ein echter Politikjunkie, tief verliebt in die Freiheit, auch in die Freiheit, Fehler zu machen», verkündet Pierre Maudet in seinem neuen Buch, das rechtzeitig für den Genfer Wahlkampf erscheint. Das politische Buch ist in der Schweiz immer noch eine marginale Ausdrucksform. Während in Frankreich das Schreiben eines Buches für den Wahlkampf die Regel ist, wird in der Schweizer Politik, insbesondere in der Deutschschweiz, wenig geschrieben. Oder aber erst nach der politischen Karriere. In der französischsprachigen Schweiz dagegen scheint sich das Phänomen zu verbreiten.

Das Buch favorisiert die Langfristigkeit, die Zeit zum Nachdenken. Es erlaubt, Ideen zu haben, die weiter gehen als die kurzen Sätze in einer Fernsehdebatte. Wenn Philippe Nantermod und Pascal Couchepin sich in einem Buch über die vielfältigsten Themen austauschen, illustrieren sie damit, dass in allen politischen Familien die Meinungsunterschiede nuanciert, aber zahlreich sind. Bücher können auch ein besseres Verständnis von Politikern und ihren Karrieren vermitteln. In «Ab wann ist man von hier?» erzählt Ada Marra zum Beispiel auf berührende und persönliche Weise von ihrem Lebensweg und wie er ihre politischen Kämpfe prägte. Natürlich kann politische Literatur auch zu einer Show werden, die nur der persönlichen Profilierung dient. Kürzlich hat das Walliser Start-up OrphAnalytics Bücher von bekannten Politikern durch sein Plagiatserkennungsprogramm laufen lassen und entdeckt, dass Nicolas Sarkozy «seine Bücher» nicht selber schreibt.

Anstatt auf Sicht zu segeln und ihre Zeit damit zu verbringen, uns zu erklären, warum sie dieses oder jenes verbieten wollen, sollten Politiker mit einer klaren Vision für die Schweiz antreten. Wir wissen, was sie über aktuelle Vorlagen und die kleinen täglichen Polemiken denken. Aber nicht, wie sie die grundlegenden Probleme beheben wollen. Bis 2030 gehen die Babyboomer in Rente und die Schweiz wird langsam, aber sicher zu einer «Gerontokratie». Haben Sie jemals von einem Politiker gehört, wie diese Realität, die sich auf unsere Infrastruktur und unsere Gesellschaft auswirken wird, bewältigt werden soll? Nein, sie können sich nicht einmal auf die Diagnose einigen!

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