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Welt ohne Mauern

Welt ohne Mauern


Als die Berliner Mauer noch stand, gab es in Berlin auf einer Verkehrsinsel der Strasse des 17. Juni, die von der Siegessäule zum Brandenburger Tor führt, eine kleine Mauer aus roten Ziegelsteinen, auf der die Passanten, wenn sie gegen Osten schauten, lesen konnten: «Eure Freiheit ist unser Auftrag». Heute gibt es diesen Schriftzug nicht mehr. Die Mauer ist gefallen, die DDR verschwunden, Deutschland vereinigt, und alle ehemaligen Länder des Warschaupakts haben ihre Freiheit wiedererlangt. Wie war es möglich, diesen Auftrag zu erfüllen? Wer hat am meisten zu seiner Umsetzung beigetragen? Ich denke, dass vier Persönlichkeiten massgebend waren: Karol Wojtyla, Margaret Thatcher, Ronald Reagan und Helmut Kohl.

Karol Wojtyla wurde am 16. Oktober 1978 zum Papst gewählt; Margaret Thatcher gewann die Wahlen in Grossbritannien zum erstenmal am 5. Mai 1979. Ronald Reagan gewann 1980 die Präsidentschaftswahlen und zog im Januar 1981 ins Weisse Haus ein. Helmut Kohl beendete eine lange Ära der SPD-Vorherrschaft in der damaligen Bundesrepublik Deutschland, als er am 1. Oktober 1982, nach einem konstruktiven Misstrauensvotum im Bundestag und nach dem Bündniswechsel der FDP, Kanzler wurde. Innerhalb von vier Jahren gelangten also vier Persönlichkeiten an die Spitze der weltlichen und geistlichen Macht, von denen wir tatsächlich sagen können, dass sie den Lauf der Geschichte verändert haben.

In diesen vier Jahren drehte der Wind. Die weltweite Rezession der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre hatte mit einer hohen Inflationsrate und einer hohen Arbeitslosenquote die Welt in eine Krise gestürzt. Nach einer langen Zeit, in der der Keynesianismus vorgeherrscht hatte, konnten sich wieder liberale Lösungen durchsetzen, die sich auf die Redimensionierung von Rolle und Kosten des Staates, auf die Neulancierung der Marktwirtschaft, auf den schrittweisen Abbau des Protektionismus und auf die zentrale Rolle des Individuums und der Zivilgesellschaft stützten.

Die Standhaftigkeit und Konsequenz von Persönlichkeiten wie Margaret Thatcher, Ronald Reagan und Helmut Kohl machten es möglich, dass diese historische Wende – der Zusammenbruch eines Imperiums, das über Nuklearwaffen verfügte – ohne Krieg über die Bühne gehen konnte. Der spirituelle Garant für diese friedliche Lösung war der polnische Papst. Ronald Reagan und Margaret Thatcher hatten oft an die Lektion der Geschichte erinnert, wonach die Kriege dann beginnen, wenn die Regierungen der Meinung sind, der Preis einer Aggression sei vertretbar. Dank den Entscheidungen dieser Politiker erachtete selbst die Sowjetunion einen solchen Preis als zu hoch, obwohl ein Regime wie das sowjetische seiner Öffentlichkeit nie Rechenschaft abzulegen brauchte.

Die Welt ohne die freiheitstötenden Utopien des 20. Jahrhunderts – und namentlich die Welt ohne jene Utopie, die mit dem Fall der Berliner Mauer unter der Gewalt des Freiheitsdranges ebenfalls zusammenbrach – ist eine weniger arme, weniger kriegerische und daher weniger unsichere Welt.

Der Kampf um die Freiheit ist noch nicht zu Ende. Wer zwischen der Freiheit und der Gleichheit diese höher wertet und bereit ist, zumindest in gewissem Grade jene dafür zu opfern, der stellt unablässig all diejenigen vor Herausforderungen, denen liberales Gedankengut zu eigen ist und die sich an den authentischen liberalen Werten orientieren. Unser Ziel ist eine freiere Welt, auch weil eine freiere Welt – eine Welt ohne Mauern – eine prosperierendere und eine sicherere Welt ist. Dies haben die Tatsachen, nicht die Theorien, gezeigt.

Selbst Kritiker jener Politik, die auf der Entscheidungsfreiheit in allen Bereichen gründet, müssen dies anerkennen. Die Berliner Mauer lehrt uns dies: Die Welt ohne Mauern ist nicht nur eine an sich bessere Welt, sondern vor allem eine Welt, die sich dank der Antriebskraft der Freiheit stets weiter verbessern kann.

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