Was die Freiheit schützt, bedroht sie
Sebastian Junger verknüpft in «Freedom» Tiefsinn mit abenteuerlichen persönlichen Erlebnissen.
Mit Büchern über Freiheit haben Philosophen schon ganze Bibliotheken gefüllt. Sebastian Junger geht auf seine eigene Weise an das Thema heran. Als Kriegsreporter verfolgte er den (angeblichen) Kampf für die Freiheit in Afghanistan vor Ort und nahm dabei auch die Grenze zwischen Leben und Tod aus nächster Nähe wahr.
Sein neues Buch «Freedom» entspinnt sich an einer Reise durch die USA: In mehreren Etappen wanderte Junger mit Freunden den Bahngeleisen folgend über 600 Kilometer von der Hauptstadt Washington durch Maryland und Pennsylvania. Alles, was sie brauchten, trugen sie auf sich. Sie genossen absolute Freiheit, mussten aber auch alleine mit vielfältigen Bedrohungen klarkommen. Ausgehend davon schreibt Junger über die Freiheit, in der Wildnis oder einem verlassenen Gebäude zu übernachten und als einziger auf der Welt zu wissen, wo man ist; ihre Bedrohung durch patrouillierende Polizisten oder gesellschaftliche Normen; vor allem aber über das Verhältnis zwischen dem Individuum und der Gemeinschaft, welche die Freiheit sichern soll. Dabei stellt sich für ihn ein Dilemma: «The central problem for human freedom is that groups that are well organized enough to defend themselves against others are well organized enough to oppress their own.»
Um seine Gedanken zu untermauern, verflicht Junger Geschichten vom irischen Unabhängigkeitskampf, vergleichende Studien über Nomaden und sesshafte Gesellschaften oder die Kriegstaktiken der Apachen mit seinen persönlichen Erfahrungen. Entstanden ist ein Werk, das einen mitreisst und zum Nachdenken anregt. Was Freiheit ist, beantwortet Junger zwar nicht abschliessend. Aber er macht deutlich, wie schwer der Kampf für sie ist – und wie leicht wir sie verlieren. (lz)