Wandschmuck für hippe Grüne
Ein Wandteller-Set meint, sich über AKWs lustig zu machen – erinnert aber an ein stabileres Deutschland.
Zu den prägnanten Vergehen der Wohnkultur des 20. Jahrhunderts zählt der Wandteller. Das merkwürdige Relikt des schlechten Geschmacks erlebt gerade ein bizarres Revival, zu dem auch die Autorin Mia Grau und der Architekt Andree Weissert beitragen: Sie haben ein Set namens «Atomteller» entworfen, das die 19 abgeschalteten deutschen AKWs im üblichen Stil kleinbürgerlichen Heimatkitsches würdigt. Dies allerdings aus fragwürdiger Motivation heraus, denn die technologischen Souvenirs aus der alten Bundesrepublik und der DDR werden hier als «Denkmäler des Irrtums – Hoffnung von Gestern – Folklore von Morgen» vermarktet. Während das hypergrüne Deutschland mittlerweile Strom von seinen Nachbarländern importiert, hängen sich die Geläuterten Motive mit bekannten Namen wie «Biblis» und «Philippsburg» an die Wand. Vielleicht schauen sie sich diese ja bald bei Kerzenlicht an. Ein Teller kostet 19 Euro, das gesamte Set 680 Euro, zu finden auf atomteller.de. (vsv)