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Vom Clinch zwischen Politik und Kultur

Jakob Tanner, Claude Hauser & Bruno Seger (Hrsg.): «Zwischen Kultur und Politik. Pro Helvetia 1939 bis 2009». Zürich: NZZ Libro, 2010.

Sieht man von der forcierten Originalität der graphischen Gestaltung ab, die die Lesbarkeit erschwert und die Illustrationen verunstaltet, liegt mit der Jubiläumsschrift der Pro Helvetia zu deren 70. Geburtstag eine wertvolle Publikation vor. Von Historikern der Universitäten Zürich (Jakob Tanner) und Freiburg (Claude Hauser) angeleitet, hat ein Forschungsteam von fünf Dissertanden die Geschichte, das Wirken und die Ziele der Kulturstiftung aus unterschiedlichem Blickwinkel untersucht. Alle Beiträge sind erhellend und lesenswert. Sie zeigen, dass die kulturelle Förderung in einem so vielfältigen Staatswesen wie der Schweiz, das über keine Nationalkultur verfügt, grundsätzlich eine konfliktreiche Aufgabe ist.

Auch ist die Schweiz ein Land, in dem sich Politik und Kultur seit je, um es mild zu formulieren, wenig freundlich begegnet sind. Eine kulturpolitische Harmonisierung und einen Konsens anzustreben, wäre ein unmögliches und auch kontraproduktives Bemühen, vermitteln doch gerade Gegensätze und Reibungen kreative Anreize, auf die nicht verzichtet werden darf. Hinzu kommt, dass die Gesellschaft in ständigem Wandel ist und die Kultur sich neuen Herausforderungen stellen und neue Wirkungsmöglichkeiten erproben muss; man denke nur an die Erweiterung des Kulturbegriffs oder an die Globalisierung, die die Schaffung neuer Aussenposten nötig machte. Zu solchen und ähnlichen Fragen vermittelt die vorliegende Publikation viele Einsichten und Anregungen.

Das Buch ist nicht frei von Einseitigkeit, was zwischen den Zeilen auch eingestanden wird. Die Autoren vertreten einen entschieden links-intellektuellen Standort, der den provokativen, innovativen und emanzipatorischen Aspekt der Kultur betont. Die Vorstellung, dass Kultur auch der Traditionspflege, der Besinnung und der Selbstvergewisserung dienen könnte, ohne dass gleich militanter Nationalismus und geistige Landesverteidigung zu fürchten wären, ist den Autoren offensichtlich wenig vertraut. Doch das könnte sich mit ihrem zunehmenden Alter ändern.

Im Anhang des Buches findet sich ein Verzeichnis der Stiftungsräte, eine Zeittafel und eine zweckdienliche Bibliographie.

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