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Verantwortung gehört zum Freiheitsgefühl
Der Motorsport ist immer noch eine Männerdomäne: Christina Surer bei einem Rennen an der SEAT Leon Supercopa im August 2005 auf dem Nürburgring. Bild: Thomas Urner/Keystone.

Verantwortung gehört zum Freiheitsgefühl

Autofahren ermöglicht Selbstbestimmung, Komfort und Lebensqualität. Fahrer müssen allerdings bewusst steuern, denn Fahrzeuge können auch gefährlich sein.

 

Autofahren ist für mich ein Lebensgefühl. Das Gefühl ist ein ganz anderes, wenn ich meine beiden Kinder in die Schule fahre, als wenn ich auf einer Rennstrecke unterwegs bin. Es ist aber immer ein Gefühl der Freiheit und der Unabhängigkeit.

Die Freude am Fahren packte mich schon als Kind, wenn mein Vater mich auf seinen Schoss sitzen und das Lenkrad halten liess. Zum Rennsport bin ich erst viel später gekommen, mit 19. Mein damaliger Mann nahm mich in Spanien zum Kartfahren mit. Er stoppte die Zeit – und merkte bald: Die ist schnell.

Der Motorsport ist immer noch eine Männerdomäne. Frauen kommen oft gar nicht auf die Idee, Autorennen zu fahren. Ihnen werden immer noch zu wenig Möglichkeiten geboten, oder sie glauben nicht, dass sie das können. Wie oft wurde ich anfangs an Rennstrecken abschätzig angeschaut von Männern, die dachten: Was will denn die hier mit diesem Helm? Ich ignorierte sie, und nach ein paar Runden kamen sie auf mich zu und fragten mich nach meiner Fahrzeugeinstellung. Wenn man als Frau zeigt, was man kann, begegnen Männer einem plötzlich auf Augenhöhe. Aber den Respekt muss man sich erst erarbeiten.

Wenn ich auf der Rennstrecke bin, tauche ich oft in eine Art Tunnel ein. Ich spüre das Auto und die Technik, höre das Röhren des Motors. Zu glauben, dass es beim Rennfahren nur um Geschwindigkeit per se gehe, ist ein grosses Missverständnis. Mit 80 Stundenkilometern eine schwierige Kurve zu meistern, bei der ich dachte, dass höchstens 75 möglich wären, macht mir viel mehr Freude, als mit 300 Stundenkilometern geradeaus zu brettern. An die Geschwindigkeit gewöhnt man sich.

Ein Gefühl fürs Auto zu haben, hat aber nicht nur mit ­Fahrspass zu tun, sondern auch mit Verantwortung und Sicherheit. Im Alltagsverkehr signalisieren uns die heutigen Autos, wenn wir nicht angeschnallt sind, warnen uns, wenn wir zu schnell fahren, beobachten den Abstand zum nächsten Wagen und bremsen sogar automatisch, wenn wir zu nahe auffahren. Das erhöht zwar die Sicherheit. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass man allmählich das Gefühl fürs Auto verliert. Dem Fahrer wird das Denken ­abgenommen und damit auch die Verantwortung. Bei manchen Autos bediene ich quasi einen Laptop – da kann ich genauso gut am Computer sitzen und Simulator spielen.

Vielen fehlt heute das Bewusstsein für das Gefährt. Sie sind sich nicht im klaren darüber, was ein Auto eigentlich ist: Dass es ein Luxusprodukt ist, das einem Lebensqualität geben kann; dass es aber auch eine gefährliche Waffe sein kann, wenn man nicht damit umzugehen weiss. Ich plädiere dafür, bewusster zu fahren. Dazu gehören zum Beispiel auch regelmässige Fahrsicherheitstrainings.

Moralisierte Mobilität

Automobilität bedeutet für mich Freiheit, Komfort und ­Flexibilität. Heutzutage wird Mobilität allerdings zunehmend moralisiert, insbesondere mit Blick auf die Ökologie. Wer fliegt, muss sich schämen, und wer das Auto nutzt, muss sich zumindest vorwurfsvolle Blicke gefallen lassen. Solches Schwarz-Weiss-Denken ist schädlich.

Natürlich hat Autofahren negative Folgen für Umwelt und Klima. Die Herausforderung ist immer, Vor- und Nachteile in ein gutes Verhältnis zu bringen. Ich habe Freunde, die kein Auto haben und nie in die Ferien fliegen. Dafür habe ich grossen Respekt. Zugleich denke ich mir, was die alles verpassen, wenn sie keine fernen Länder entdecken und andere Kulturen kennenlernen können. Auch das gehört zur Mobilität.

Unsinnige Verbote

Ich esse seit über zwei Jahren kein Fleisch mehr, vor allem aus Tier- und Umweltschutzgründen. Aufs Auto kann und will ich aber nicht verzichten. Ich bin überzeugt, dass wir handeln müssen, um den Klimawandel zu bekämpfen. Entscheidend ist dabei aber die Frage, was der richtige Weg ist. Das geplante Verbot von Verbrennungsmotoren in der EU beispielsweise ist blanker Unsinn. Wir müssen Verbrennungsmotoren effizienter und umweltfreundlicher machen, statt sie zu verbieten. Denn die Alternativen sind schlicht zu wenig ausgebaut. Die Politik setzt derzeit stark auf Elektromobilität – während wir zugleich vor einem Problem mit der Stromversorgung stehen. Da ist vieles einfach nicht zu Ende gedacht.

 

«Wir müssen Verbrennungsmotoren effizienter und umweltfreundlicher machen, statt sie zu verbieten.»

 

Entscheidend ist, den Leuten Möglichkeiten zu geben. Es ist kein Problem, auf Plastik zu verzichten, wenn einem gute Alternativen zur Verfügung stehen. Genauso werden sich Menschen umweltfreundlicher fortbewegen, wenn sie entsprechende Möglichkeiten haben. Etwas einfach zu verbieten, zeugt von Hilflosigkeit.

Wir müssen nicht nur bewusster fahren, sondern auch bewusster leben. Dann werden wir uns auch des Wertes bewusst, den die Mobilität für uns Menschen hat. Und können uns umso mehr daran erfreuen.

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