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The End of…
Berlin

«Arm, aber sexy» war ein genialer Spruch. Geschaffen vom damaligen Bürgermeister Klaus Wowereit, fasste er die Magie Berlins zusammen: Die Stadt ist zwar arm, aber ein toller, cooler Sehnsuchtsort. Touristen, Studenten und Start-ups liessen sich nicht zweimal bitten. Berlin avancierte zur Traumdestination aller, die auf Kosten anderer ein tolles Leben haben wollen. Gegen privat finanziertes Wagniskapital ist nichts einzuwenden. Doch alles andere wird von der Allgemeinheit bezahlt – wenn auch nicht von Berlinern. Eine Studie von McKinsey hat schon vor Jahren angemahnt, dass Berlin an den Touristen Geld verliere. Da Berlin billig ist und viele Touristen mit knappem Budget anreisen, dafür aber viele öffentliche Güter in Anspruch nehmen (Museen, ÖV), bleibt Berlin unter dem Strich kaum etwas von den Touristenströmen. Gleichzeitig hat sich ausserhalb des Hauptstadtstaatssektors und einer mittelgrossen Tech-Szene nur eine kaum nennenswerte Wirtschaft etabliert. Die Folge? Berlin bezieht jährlich fast 1000 Euro Subventionen pro Kopf, gleichviel, wie Griechenland von der EU bekommt. Spree-Athen hat nun noch einen draufgelegt: Eine starre Mietpreisdeckelung wurde eingeführt und grosse Immobilienkonzerne sollen indirekt enteignet werden. Ziel ist es, Wohnungen der «kapitalistischen Verwertungslogik» (Berlinsprech) zu entziehen. Dies soll allen ermöglichen, ihren Berlin-Lifestyle auf Kosten der süddeutschen Bundesländer (diese überweisen die 1000 Euro pro Kopf und Jahr) weiter auszuleben. In Berlin werden kaum Wohnungen gebaut, dafür aber internationale Konzerne vergrämt; auch der neue Flughafen wird keine Interkontinentalverbindungen haben und die griechenlandartigen Subventionen bleiben ewig bestehen. Wettbewerb und Exzellenz? Grösstenteils Fehlanzeige. Derweil poussiert Berlin als charmanter Gastgeber, als lustiges Rom oder Rio: eine global irrelevante Stadt, in der irgendwie die Vergangenheit immer und immer wieder von Neuem zele­briert, neu aufgelegt und an Touristen und Romantiker verkauft wird.

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