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Thomas Sevcik, zvg.

The End of…
Rechts

Mehrere Ereignisse in letzter Zeit haben den Niedergang sowohl der klassischen wie auch der nationalpopulistischen Form der rechten Politik eingeleitet. An einigen dieser Ereignisse ist die Rechte selber schuld; andere sind dumm gelaufen.

Der klassisch-konservative Teil der Rechten ist ein Opfer seiner Liaison mit dem wirtschaftskapitalistischen Teil des Liberalismus geworden: Der Konservative muss aufgrund seines Menschenbilds (der Mensch ist sündig und muss dies tugendhaft und wertgetrieben ausgleichen) eigentlich das Sublime, die Hemmungen hochhalten. Doch das beisst sich mit kapitalis­tischem Profitpotenzialdenken. So waren es konservative Regierungen, die etwa in Italien oder Deutschland das Privatfernsehen ermöglichten, ­damit auch Erotikfilme, banale Gewinnshows oder Voyeurismus in die Wohnzimmer brachten und so ihren Teil zum (aus eigener Sicht) Niedergang der «klassischen» Gesellschaft beitrugen. Nun kann die Rechte nur noch abnicken, was von links vorgegeben wird: neue Frau-Mann-Rollen, gleichgeschlechtliche Ehe, Multikulturalismus und so weiter.

Der nationalpopulistische Teil der Rechten ist derweil Opfer seiner ­Klientel geworden. In den USA hatte bereits die Tea-Party trotz all ihrer Freiheitsparolen stark etatistische Elemente enthalten: So durften aus ­ihrer Sicht Medicaid und Medicare (also grosse gesundheitspolitische ­Umverteilungsmaschinen) auf keinen Fall angefasst werden. Trump fuhr trotz Steuererleichterungen generell auf einem links-nationalen Wirtschaftskurs. Vordenker Oren Cass ver­öffentlichte seine These vom Kapitalismus als Feind des «echten» Amerikas. Und nun zeigt der Einfall Russlands in die Ukraine den Nationalrechten, wohin der Kult um den «starken Mann» und überzogener Nationalismus zwangsläufig führen. Die langen Gesichter voller Angst bei SVP, AfD, Rassemblement National oder Lega sprachen Bände.

Der Gewinner wird nun der Liberalismus sein, denn nur er ist kompatibel sowohl mit freier Wirtschaft als auch mit freier Gesellschaftsordnung. Aber er darf sich weder links noch rechts verorten – denn beide Positionen erodieren kontinuierlich, während der Liberalismus per se erstaunlich ­resilient ist. Wer hätte das gedacht?

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