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Alon Werber illustriert von Dunvek.

Teamsport-TV abseits des Mainstreams

Ein Gespräch mit Alon Werber, CEO von Pixellot.

Wer als Amateursportler aktiv ist, sei es im Handball, Volleyball oder Fussball, hat sich mit Sicherheit schon einmal gewünscht, dass ein besonderer Spielzug seines Teams oder einmaliger Fallrückzieher für die Nachwelt auf­gezeichnet worden wäre. Mit den Kameras von Pixellot ist das nun möglich. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz können Spielsituationen und taktische Möglichkeiten gleichzeitig bewertet werden. Ihre Videokameras erkennen das Spielgeschehen und wechseln ihre Perspektive entsprechend, sie zoomen an den Ball heran und verfolgen die Spieler laufend. Die Fans erhalten so Zugang zu Inhalten live und nach Bedarf, während Trainer und Scouts anhand einer integrierten Plattform Analysen und Highlights einzelner Spieler abrufen können, inkl. Wiederholungen, Heat­maps und Grafiken, die zeigen, wie viele Schüsse wohin abgegeben wurden. All diese Prozesse sind automatisiert: Sind die Kameras einmal aufgestellt und die Software installiert, läuft die Sache mehr oder weniger von selbst.

Das Team von Pixellot, das ich im Bürogebäude in Petah Tikva antreffe, ist von Männern dominiert. Mit ihnen ist in Sachen Sport nicht zu spassen, sie leben ihn! Doch wenn sich Sportlerinnen beklagen, dass ihre Leistungen zu wenig Beachtung finden, dann sind es just diese Männer, die dafür die Lösung anbieten. Pixellot sei nämlich der derzeit grösste Anbieter von Frauensport weltweit, sagt CEO Alon Werber: «Wir wollen nichts weniger als den Sport demokratisieren. Denn jeder Sportler benötigt Daten, Livevideos, Gemeinschaft, Leistung.»

Jeden Monat überträgt Pixellot 350 000 Stunden aus verschiedensten Ligen: Handball aus Korea, Eishockey aus Ungarn, Basketball aus Japan, Rugbyspiele aus Spanien oder Baseball aus den US-Draft- und -Amateurligen. Im Vergleich zum Angebot des US-Sportsenders ESPN bieten sie 100mal so viel an. Mit dabei sind viele Aufnahmen von Spielen, die sich bisher nicht so leicht monetarisiert haben lassen, weil sie eine unprofitable Nische darstellten. Doch auch für Behindertensport interessieren sich Menschen oder für Fussballspiele von F-Junioren. «Wir produzieren mehr als 3 Millionen Spiele, jedes dieser Spiele bedeutet für jemanden die Welt», so Werber.

Pixellot schafft einen neuen Markt für Aufnahmen, die bisher nicht angeboten wurden, weil sie sich nicht in Geld umwandeln liessen. Folglich erzeugt die Firma neue Arbeitsplätze und ermöglicht ­Ligen sowie allen, die ein Interesse daran haben, Teamsport abzubilden und Geld zu verdienen. Mögliche Interessenten der Firma sind TV-Sender, Produktionsfirmen, Stadionbesitzer, Rechteinhaber etc.

Die Geschäftsmodelle unterscheiden sich je nach Kundenbedürfnis. Beispielsweise wurde in den USA eine langjährige Kooperation mit der National Federation of State High School Associations (NFHS) ­eingegangen. Von den insgesamt 20 000 High­schools wurden bereits die Hälfte mit Pixellot-Kameras ausgestattet. Eltern, welche die Spiele ihrer Kinder sehen wollen, zahlen dafür monatlich 10.99 Dollar für nfhsnetwork.com. Üblicherweise ist der Kauf einer Kamera mit einer Lizenz von bis 3 oder 5 Jahren verbunden. Das kostet einmalig 5000 bis 15 000 Franken und dazu monatlich einige hundert Franken pro Veranstaltungsort. Das klingt nach viel, ist aber lediglich ein Zehntel der Kosten, die vor der Gründung von Pixellot vorherrschten.

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