«Teamgeist»
Was ist ein Team? Eine Verheissung? Eine Drohung?
Ein Geist weht durchs Land. Von der Arztpraxis bis zum Getränkemarkt, vom Fitnessstudio bis zum Baumarkt begrüsst uns «Ihr Team», fröhliche, zupackende Menschen, die nur darauf warten, die Welt aus den Angeln zu heben. Teamgeist ist top. Der Kunde freut sich am offenbar guten Betriebsklima und daran, dass sich «Team» erheblich unkomplizierter sagt als «Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen». Am Praxisteam schätzt insbesondere der ältere Bürger, dass er sich die Namen all der vielen Arzthelferinnen nicht mehr merken muss. Und wer denkt bei Teamgeist nicht an «Team Spirit»? Oder an den grossen, guten Zeitgeist? Oder ans Racing Team, also an Mut, Ausdauer und Geschwindigkeit? Ein Team hält zusammen. Einer für alle, alle für einen. Genau: auch die drei Musketiere sind ein Team. Ein Team ist etwas, das auf Gedeih und Verderb zusammensteht, fürs Gute und gegen das Böse, also: gegen all die Feinde in der Welt dort draussen.
Dies Bild vor Augen, könnte es einem auch gruseln, wenn einem so ein Team gegenübertritt. Der Kunde weiss: es will nur sein Bestes, sein Geld etwa. Die Teamster aber wissen: den Kunden führt die reine Not in den Bau- oder Getränkemarkt, denn er sieht ja, dass er bei umfangreichen Lagerarbeiten, Computerproblemen oder dringendem Gesprächsbedarf stört. Wagt er darob aufzumucken, fliegt der Teamgeist auf und lässt ihn schnöde abfahren. Gegen ein schlagkräftiges Team sieht jeder Kunde alt aus.
Was also ist ein Team? Eine Verheissung? Eine Drohung? Oder, wie der ebenso missverständliche «Partner» bei «meiner» Versicherung, nur ein weiteres Beispiel aus dem unerschöpflichen Köcher des Nebelwerfers?
Warum wohl heissen die Sieger der Fussballweltmeisterschaft 2014 überall nicht «Team» und schon gar nicht «Dreamteam», sondern ohne auch nur die Andeutung eines Lächelns «Mannschaft»? Eben. Sie tun nicht als ob. Sie machen den Ball rein, das ist alles. Und mehr wollen wir auch gar nicht. Wir, ihr Zuschauerteam.