Swiss Quality
Im Aufstieg oder im Blindflug?
Swiss Quality, dieser beinahe schon mythische Begriff, ist im Weltmarkt fest etabliert. Wer jemals in Singapur oder Hongkong ein Produkt oder eine Dienstleistung im Zusammenhang mit dem Siegel Schweiz erwähnt hat, weiss: das weisse Kreuz auf rotem Grund erzeugt einen Wiedererkennungswert, der weit überdurchschnittlich ist. Im globalen Narrativ ist sie seit bald hundert Jahren fest eingebrannt. Schweiz steht für Qualität – und für Wohlstand bzw. Reichtum. Die Meinung im «Welt sucht den Superstar»-Format ist gemacht: Was aus diesem Land stammt, muss ausserordentlich gut sein, denn dieses kleine Land hat es exakt dank dieser Leistung zu unerhörtem Reichtum geschafft. In Hongkong, New York, Singapur oder New Delhi schaut man deshalb nach wie vor genau hin, wenn Schweizer Unternehmen mit Produkten oder Dienstleistungen antreten – wenn sie plötzlich aus der Masse des Anbieterheeres heraustreten. Man kann lernen.
Für uns ist dieser positive Befund sowie die Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Gewerbeverband und der Stiftung KMU Schweiz Grund genug, ein Sondermagazin zu kreieren, in dem wir uns dem Begriff von verschiedensten Seiten her nähern. In Zeiten der allgegenwärtigen Klagelieder wollen wir bewusst einen positiven Kontrapunkt setzen. In Interviews und Gesprächen mit Unternehmenschefs, in Reportagen, Fallbeispielen und Analysen sind wir den völlig unterschiedlichen Erzählungen über die spezielle Schweizer Qualität nachgegangen.
Die Fragen lauteten und lauten weiterhin:
- Existiert die Swiss Quality als Vorsprungmerkmal noch? Und wenn ja: Wie zeichnet sie sich aus und was unterscheidet sie – zum Beispiel – von der Chinese Quality?
- Ist die Swiss Quality kopierbar? Und wenn nein: Warum bringt sie niemand anders zustande? Und wenn ja: Was bleibt nebst der blossen Marketinghülle?
- Ist Swiss Quality eine Frage der Grösse eines Unternehmens? Anders gefragt: Sind kleine Unternehmen nicht in der Lage, im globalen Wettbewerb Qualitätsvorsprung zu schaffen? Wenn nein: Sind gerade die Kleinen vor allem dazu in der Lage?
- Fressen die Preisentwicklung und der, einem ökonomischen Axiom folgend, sich durch alle Industrien bohrende Margenschwund womöglich immer mehr Swiss Quality auf? Wenn ja: Was bleibt – und wie kann man als KMU Gegensteuer geben? Oder ist es umgekehrt: fördert der Margendruck gerade neue Innovationen?
Es bleibt spannend. Anregende Lektüre!
Ihre Redaktion