
Süffige Weisheiten
In einem neuen Buch verbindet Jan Mirko Wälti Philosophie und Bier.
Das kräftige Porter war früher das Bier der Arbeiterklasse, zu deren Fürsprecher sich die Marxisten aufschwangen. Unter Mönchen sind die Gedanken des Kommunitarismus besonders präsent und kommen auch im Abteibier zum Ausdruck. Und beim wilden belgischen Gueuze ist die Fermentation so spontan wie die menschliche Ordnung beim Anarchismus.
Solche und weitere Assoziationen stellt Jan Mirko Wälti im Buch «Philosophie vom Fass» an. Er ist ausgebildeter Philosoph und zugleich Biersommelier. Die Idee, die beiden Leidenschaften zu verbinden, war naheliegend. Und so bringt Wälti in acht Kapiteln jeweils ein Bier mit einer philosophischen Schule zusammen. Und der Leser erhält eine solide Einführung in beide.
Zuweilen wirken die Kombinationen etwas gesucht. Dann wechseln sich der Bier- und der Philosophie-Erzählstrang ab, ohne wirklich eine Einheit zu bilden. Lehrreich ist das Buch aber auch bei diesen Passagen. Und so oder so ist klar, dass sich bei einem Bier am besten philosophieren lässt. Auch wenn Friedrich Nietzsche das anders sah, der einst eher verärgert schrieb: «Wie viel Bier ist in der deutschen Intelligenz!» (Lukas Leuzinger)