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illustriert von Studio Sirup.

Ein Glas Wein mit

Peter Henggeler / Inhaber und Geschäftsführer Erni Holzbau AG, Schongau

 

Als mich das Navigationssystem auf einen holprigen Kiesweg in Richtung Schongau, einem kleinen Örtchen im Kanton Luzern an der Grenze zum Aargau, schickt, stelle ich mich auf einen abgelegenen, kleinen Betrieb ein. Die Führung durch den Betrieb der Erni Holzbau AG belehrt mich jedoch eines Besseren: Das hier ist ein modernes Industrieunternehmen, das ein beeindruckendes Wachstum hinter sich hat. 75 Angestellte arbeiten hier.

Peter Henggeler gehört quasi zum Inventar von Erni Holzbau. Bereits als jungen Mann verschlug es ihn ins Unternehmen. 2012 übernahm er es. Er startete mit rund 50 Mitarbeitern. Dass der Betrieb so schnell wachsen würde, hätte er nicht gedacht. Seinen Führungsstil beschreibt der 48jährige Henggeler als kollegial, aber auch sehr fordernd. Ihm sei es wichtig, dass sich seine Mit­arbeiter entwickelten. Deswegen investiere das Un­ter­nehmen auch viel in Weiterbildungen.

Etwas vom Ersten, das mir auffällt, sind die stark digitalisierten Arbeitsabläufe. Die schweren und gefährlichen Arbeiten übernimmt die automatisierte Produktionsstrasse. Ein grosser Roboter sorgt dafür, dass das unverarbeitete und schwere Holz von einem Produktionsschritt zum nächsten gelangt. Sogar das Zuschneiden der Hölzer übernimmt eine Maschine. Die Architektin und die Zeichner erstellen ein 3D-Modell und übermitteln es elektronisch an die Maschine. Diese misst millimetergenau die Abstände und schneidet das Holz an der richtigen Stelle. Ihre Arbeit werde aber nicht wegrationalisiert, erklären mir zwei Angestellte. Sie habe sich einfach verändert. Gefragt sind nun digitale Fähigkeiten. «Wir müssen uns auf die Digitalisierung 4.0 vorbereiten. Diese bietet in einer Branche wie unserer ein sehr hohes Wachstumspotenzial», sagt Peter Henggeler.

Man merkt bei der Führung durch den Betrieb, dass ­Henggeler seine Arbeit mit Leib und Seele macht. Er erklärt alle Produktionsschritte ausführlich und grüsst jeden Mitarbeiter mit Vornamen. Peter Henggeler kennt seinen Betrieb offensichtlich bis ins Detail.

Nach der Betriebsbesichtigung stossen wir angesichts der noch frühen Tageszeit mit einem leichten Blauburgunder an. Henggeler schafft es, mich mit seiner Begeisterung für seine Berufung im Gespräch mitzureissen. Schon als junger Mann habe er sich in Holz verliebt. Da fiel auch die Entscheidung schnell, Zimmermann zu werden. Neben dem Nachdiplom­studium in Unternehmensführung an der Berner Fachhochschule konzentrierte sich Henggeler schon früh auf seine Karriere bei Erni Holzbau. «Ich bin davon überzeugt, dass der Beruf des Zimmermanns einer der schönsten ist», sagt er überzeugt. «Es ist eine sehr vielseitige Tätigkeit. Man ist sowohl draussen als auch drinnen.» Das Highlight aber sei das Produkt.

Grundsätzlich ist Henggeler mit der Schweiz als Unternehmensstandort sehr zufrieden. Projekte seien planbar und die Gesetze im allgemeinen wirtschaftsfreundlich. «Hier kann man sich als Unternehmer wohlfühlen.» Natürlich gebe es aber auch Gesetze,  die geändert werden könnten. Ein besonderes Anliegen ist Henggeler das neue CO2-Gesetz, über das im Juni abgestimmt wird. Er engagiert sich im Komitee «Schweizer Wirtschaft für das CO2-Gesetz». «Ein schonender Umgang mit unseren Ressourcen ist wichtig für unsere weitere Lebensweise», sagt er. Die Holzbaubranche könne einen wesentlichen Teil zum ökologisch nachhaltigen Bauen beitragen.

Eine Herausforderung ist laut Henggeler die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Es sei schwierig, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Deshalb bilde Erni lieber selbst Lernende aus. So könne man die Kompetenz und das Fachwissen im Unternehmen aufrechterhalten.

Nicht nur die Produktion ist lokal verankert, sondern auch die Kundschaft. Die enge Beziehung zu den Kunden sei der grösste Vorteil eines regionalen Unternehmens. Das sei auch im Sinn der Kunden, für die das Kauferlebnis ein besonders schönes sei.

Peter Henggeler möchte noch mindestens zwölf Jahre im Geschäft bleiben. Zur gegebenen Zeit werde sich schon eine Nachfolgelösung finden. Er hat zwei Söhne, die als Zimmerleute tätig sind, und eine Tochter, die Ökonomie studiert. Der Fortbestand der Firma sei so oder so gesichert, zeigt sich der Unternehmer zuversichtlich.


Wein: «Marith» Blauburgunder, Tenuta Kornell, Südtirol, 2018 (Pinot noir)

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