Strategie zur Ernährungsverhinderung
Mit wissenschaftlich fragwürdigen Empfehlungen wollen uns Ernährungsgouvernanten den Appetit verderben.
Wissenschaftliche Ernährungsempfehlungen sind oft nicht gehaltvoller als eine Flasche heisse Luft. «Studien in diesem Bereich sind von vielen unbekannten oder kaum messbaren Einflüssen abhängig. Deswegen gibt es immer wieder völlig widersprüchliche Ergebnisse in der Ernährungsforschung», stellt der deutsche Medizinstatistiker Gerd Antes klar.
Die Forschung gleicht ihren Mangel mit dem emsigen Bau bunt bemalter Ernährungspyramiden aus, die lustig anzuschauen sind, aber aufgrund ihrer wissenschaftlichen Leichtbauweise nicht annähernd so lange halten wie die echten. Die Ernährungswissenschaft ist eine launische Diva. Wenn sie schlecht gelaunt ist, empfiehlt sie genau das, was die meisten Leute anwidert, was ihnen nicht bekommt und ihnen sogar schaden kann.
Doch was ihnen schadet, rettet den Planeten! Mit Hinweis auf die angeblich vom «Virus Mensch» befallene Erde braucht man sich um Evidenz noch weniger zu bemühen als ohnehin schon. Das Zauberwort heisst «One Health». Dieses von UNO und EU unter Federführung der WHO propagierte Konzept besagt in Kurzform, dass Menschen nur auf einem gesunden Planeten wirklich gesund seien. Im Rahmen dieses Programms soll auch der individuelle Verdauungsverkehr durch «Transformationsprozesse» unter globale Kontrolle gebracht werden.
«Mit Hinweis auf die angeblich vom ‹Virus Mensch› befallene Erde braucht man sich um Evidenz noch weniger zu bemühen als ohnehin schon.»
Hebel und Pfade
Dazu will die kleine Schweiz einen grossen Beitrag leisten. Der Bund hat eine neue Strategie ersonnen, um dem Planetentod entgegenzuwirken – zum Beispiel, indem man den Leuten nachhaltig den Appetit verdirbt. Auch das Sustainable Development Solutions Network Switzerland (SDSN) hat 2023 einen «Leitfaden zu den grössten Hebeln und politischen Pfaden für ein nachhaltiges Ernährungssystem» veröffentlicht. Bereits dieser Metaphernsalat im Untertitel kündet vom unverdaulichen Inhalt des umfangreichen Werkes, an welchem, wie stolz mitgeteilt wird, «über vierzig Forscherinnen und Forscher führender Institutionen der Schweiz» mitgewirkt haben. Offenbar eine Bruderschwesternschaft zu den Hebeln und Pfaden.
Deren geistiges Oberhaupt scheint Johan Rockström zu sein – der Direktor des deutschen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Ein Zitat von ihm prangt als Motto über dem Text. Rockström war 2019 dadurch aufgefallen, dass er unter einer Dyskalkulie zu Lasten des Fleischkonsums leidet. Seine Qualifikation konnte er im selben Jahr als Mitautor der berüchtigten Studie «Food in the Anthropocene» erfolgreich nutzen, welche von ähnlicher Dyskalkulie geprägt ist. In der Studie wird die «Planetary Health Diet» vorgestellt. Dieser zufolge dürfen alle Erdenbürger jeweils im Schnitt maximal 43 Gramm Fleisch pro Tag zu sich nehmen – davon nur 7 Gramm Rinder-, Schweine- oder Lammfleisch. Andernfalls: Planetary Exitus!
Dass diese Studie auf tönernen Füssen steht, wurde zwar mehrfach kritisiert – dieses Jahr auch in der Zeitschrift «Nature» –, aber gekonnt ignoriert: Die «Planetary Health Diet» dient als offizieller Ernährungsleitfaden des «One-Health»-Konzepts, obwohl (oder weil?) sie ernährungsphysiologisch defizitär ist. An ihrem seidenen Faden hängt der tonnenschwere Massnahmenkatalog, den die über vierzig Wissenschafter der SDSN daran geknüpft haben.
Die dort propagierte «Ernährungssystem-Gouvernanz» haut allen Vielfrassen und Schlemmern auf ihre gierigen Finger. Ziel sind maximal vierzig Gramm Fleisch pro Tag, zwei Eier pro Woche, dafür eine deutliche Zunahme von Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen. Wer sich darüber mit Bier, Wein oder leckerer Limonade trösten will, wird enttäuscht, denn Alkohol und Süssgetränke wollen die Ernährungsgouvernanten der SDSN ebenfalls drastisch einschränken.
Lebensmittelverschwendung soll vermieden werden. Zugleich werden der Biolandbau sowie eine Reduktion von Pflanzenschutzmitteln empfohlen. Beides zusammen ist gewiss die grösste Lebensmittelverschwendung aller Zeiten, wird aber übersehen, weil sie schon auf dem Acker stattfindet. Ökolandbau kann im Gegensatz zum konventionellen keine Ernährungssicherheit gewährleisten und ist auf Vieh zur Bereitstellung des Wirtschaftsdüngers angewiesen. Weitet man die Biolandwirtschaft aus und reduziert gleichzeitig den Viehbesatz, wird genau das passieren, was man gerne der «industriellen Landwirtschaft» anlastet: Die Böden laugen aus, die Ernten schwinden. Aufgrund immer geringerer Erntereste entsteht eine Spirale nach unten, buchstäblich ins Bodenlose. Doch das ist nun einmal «gut für den Planeten».
«Weitet man die Biolandwirtschaft aus und reduziert gleichzeitig den Viehbesatz, wird genau das passieren, was man gerne der ‹industriellen Landwirtschaft› anlastet: Die Böden laugen aus, die Ernten schwinden.»
Reduktion der Lebenserwartung
Als Nachfahre von Hyperkarnivoren kann sich Homo sapiens nicht optimal mit Proteinen und Mikronährstoffen versorgen, ohne erkleckliche Mengen tierischer Nahrung zu konsumieren. Weltweit steigt die Lebenserwartung mit jedem zusätzlich im Jahr verzehrten Kilogramm Fleisch um etwa zwei Monate, wie ein statistischer Vergleich von 175 Regionen in der Welt zeigt. Am besten schneiden Regionen ab, in denen pro Kopf über hundert Kilogramm Fleisch jährlich verzehrt werden.
Jegliche globale Ernährungsstrategie zum Gedeihen von Menschen kann nur darin bestehen, den Konsum tierischer Lebensmittel zu erhöhen. Fleischreduktionsprogramme sind Programme zur Reduktion der Lebenserwartung, zur Unterentwicklung von Kindern und zur Minderung kognitiver Leistungen bei Heranwachsenden. Wer allen Menschen die pflanzenbasierte Kost verordnet, unter welcher Abermillionen Menschen ohnehin schon unfreiwillig leiden, verweigert ihnen die Möglichkeit, ein gedeihliches Leben zu führen.
Die Ernährungsgouvernante aber antwortet den unmündigen Kindern: Wenn ihr es euch gutgehen lasst, stirbt der Planet. Wollt ihr das etwa? Also esst brav eure Hülsenfrüchte und Samen, dann gibt’s morgen ein schönes Klima! Der sozialdarwinistische Subtext solcher Konzepte ist leicht zu erkennen, wenn man deren Neusprech versteht. Schlag nach bei Orwell: «Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke.» Mangel ist Überfluss, Armut ist Reichtum.
Es geht dabei gewiss nicht um Ernährung oder den Planeten – es geht schlicht um die Herrschaft über Menschen.