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Splitter aus der Redaktion

Flug LH438 «Don’t worry, Sir. You are taking off», war die Antwort am Check-in, als ich nach den Auswirkungen des angekündigten Lufthansa-Pilotenstreiks auf meinen Flug fragte. Ein Worry weniger: Für die 10 Stunden von Dallas nach Frankfurt blieben nun bloss noch Beinfreiheit, schlechtes Entertainmentsystem und – Ebola. Sie erinnern sich: Dallas. Texas Health Presbyterian Hospital. […]

Flug LH438

«Don’t worry, Sir. You are taking off», war die Antwort am Check-in, als ich nach den Auswirkungen des angekündigten Lufthansa-Pilotenstreiks auf meinen Flug fragte. Ein Worry weniger: Für die 10 Stunden von Dallas nach Frankfurt blieben nun bloss noch Beinfreiheit, schlechtes Entertainmentsystem und – Ebola. Sie erinnern sich: Dallas. Texas Health Presbyterian Hospital. Anzahl Ebola-Fälle: 3 (–1†). Mit Flugzeugen hier an- und abreisende Ebola-Fälle: 2. CNN berichtete rund um die Uhr, Pressesprecher aller Institutionen took it serious, very serious, Obama selbst hatte die Sache in die Hände genommen, hiess es – und meine waren immerhin gerötet vom vielen Händewaschen. Im Flug dann kein Husten, keine Atemmasken, keine Körpersäfte, nicht einmal bei Turbulenzen. Medienwirklichkeit ≠ Wirklichkeit, sagte ich mir. Und: Don’t worry. Tag 6 danach, in Zürich – und nicht mal Fieber. (MW)

 

Für Flo

Sollten Sie in der vorliegenden Ausgabe auf konzeptionelle Unstimmigkeiten, gestalterische Ungereimtheiten oder inhaltliche Fehlerhaftigkeiten stossen, bitten wir Sie, Beanstandungen direkt ans Institut Ehe, Abteilung interkontinentale Verträge West, Sektion III: toggenburg- texanische Beziehungen, zu richten. Aufgrund einer langfristigen Verstrickung mit dieser Stelle konnte Florian Rittmeyer, unser Chefheftplaner und Produktionsmeister, die aktuelle Nummer nicht mitbetreuen – wir haben nach Kräften versucht, ihn zu ersetzen, doch fehlt uns allen der ruhige Puls, die beharrliche Ausdauer und die agile Flexibilität unseres immens geschwinden Langstreckenläufers. Über Tausende von Meilen hinweg winken wir ihm zu und gratulieren herzlichst zur Hochzeit! (CM)

 

Sardische Wellen

 

Ich habe jüngst zwei halbwegs ruhige Wochen mit der Familie auf Sardinien verbracht. Wir haben eine kleine Wohnung in der Nähe von Cagliari direkt am Meer gemietet. Erste Beobachtung: das moderne Arbeitstier braucht ein paar Tage, um den inneren Frieden zu finden. Die tägliche E-Mail-Flut droht auch den Verstand zu fluten. Zweite Beobachtung: das Meer wirkt befriedend, weil es die ewige Wiederkehr des Gleichen ist. Immer kommen neue Wellen – egal, was passiert. Die Schweizer Berge hingegen wirken entspannend, weil sie immer dastehen – ebenfalls egal, was passiert. (RS)

 

Nobeldummheiten

Frisch vergeben, lösen die Nobelpreise Reflexionen aus, die dem intellektuellen Niveau der Trophäen Hohn spotten. Derweil die Franzosen mit Genugtuung registrieren, dass sie es der Welt doch noch immer zu zeigen wissen – «quel pied-de-nez au french bashing!», twitterte etwa Premier Valls –, ergründet die «Weltwoche» die schwache Frauenvertretung unter den Laureaten. Tatsächlich sind in Stockholm seit 1901 mehr Franzosen (58) als Frauen (47) ausgezeichnet worden. Wieso nur, fragt das letztens von Genderthemen aller Art umgetriebene Blatt und findet die Antwort bei den Frauen – die sich, Studien belegen es, aus freien Stücken für wenig preisverdächtige Studien wie Pädagogik entscheiden. Man wünschte den Weltmännern den Weitblick jenes siebenjährigen Mädchens, das sich jüngst per Leserinnenbrief an «Lego» wandte und endlich die Schaffung weiblicher Forscherfigürchen forderte. (CM)

 

Ämtli-Planwirtschaft

 

Ich teile mir eine Küche mit 16 Mitbewohnern. Der bisherige «Küchenchef» war eher dem Laisser-faire verpflichtet. Der neue hat dagegen als erste Amtshandlung mehrere Pläne entworfen. Anstatt dass die Bewohner den Müll dann runterbringen, wenn sie gerade können, soll nun jede/r für je eine Woche die Verantwortung übernehmen. Bis jetzt hat der neue Plan hauptsächlich dazu geführt, dass sich die Abfällsäcke in der Küche stapeln. (FO)

 

Meine Tante stirbt im immer noch ziemlich frommen Appenzell nicht mit einem Bibelspruch am Kopf ihrer Todesanzeige, sondern mit Konfuzius: «Wer gegen den Strom schwimmt, kommt zur Quelle.» Ich kon- doliere berührt und werde berührter noch zu ihrem «Kondoliere», Gondoliere…

Zitiert aus einer E-Mail unseres hochgeschätzten Korrektors Roger Gaston Sutter an die Redaktion.

 

Streifenfrei

Meinetwegen mag unser Verkehrsraum überreguliert und der Dschungel von Bodenmarkierungen, Signalanlagen und Schildertafeln ein veritabler Unfallquell sein. Von mir aus soll Stress existentiell notwendig und dem menschlichen Fortkommen dienlich sein. Keinen Deut mehr gebe ich auf solche Papierwahrheiten, seit ich in Georgien versucht habe, mit lebendigem Leib über Strassen zu kommen. Liberal, wie es ist, verzichtet das Land nicht nur auf Fahrzeugkontrollen, sondern überlässt auch die Fussgänger der Eigenverantwortung. Ob eine vierspurige Hauptstrasse mit einem Zwischenstopp nach zwei oder drei Fahrbahnen überquert wird und ob die Aufenthaltsdauer inmitten dieser Blechbüchsenströme 20 Sekunden oder drei Minuten betragen soll, entscheidet, unter Berücksichtigung ihrer Lebenslust, allein die mündige Verkehrsteilnehmerin. Tief drinnen dürfte die sich auch in Georgien nach den gütig leitenden Streifen eines Zebras sehnen. (CM)

Sprung ins Haifischbecken

Erst kürzlich habe ich den Sprung von der Studien- in die Arbeitswelt gewagt. Nervös musste ich im Vorfeld etliche moralische Mahnungen und Belehrungen über mich ergehen lassen. Denn wie immer wollte jeder mitreden, egal wie zutreffend oder erfunden der beigetragene Senf auch war. Freunde, Bekannte, Familie, Mitbewohner… ja alle meinten es nur (zu) gut mit mir. Endlos tief würde er sein, der Sprung in das klirrend kalte Wasser. Schneller schwimmen müsste ich lernen. Den Kopf stets über Wasser behalten sollte ich. Und dabei bloss nie das Ziel aus den Augen verlieren. Ganz schön viele Überlebenstips auf einmal für einen Prak-tikumsneuling wie mich. Doch nach gut sieben Schwimmlängen im Flussbecken des «Monats» stelle ich getrost fest: Ich bin (noch) nicht am Ertrinken. (NS)

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