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Splitter aus der Redaktion

90 Minuten forever Es gab eine Zeit, als der Herausgeber nur eines im Kopf hatte – Fussball. Philosophie? Ökonomie? Bücher? Fehlanzeige. Die jugendlichen Zeiten sind vorbei, heute ist Fitness angesagt, Intervall-Sprinttraining, Liegestützen, Rumpfbeugen, Logic Workout auf flottierenden Bällen. Denn frei nach Nietzsche: Wer glaubt schon einem Publizisten, der unfreiwillig ein Bäuchlein zur Schau trägt? Dennoch, […]

90 Minuten forever

Es gab eine Zeit, als der Herausgeber nur eines im Kopf hatte – Fussball. Philosophie? Ökonomie? Bücher? Fehlanzeige. Die jugendlichen Zeiten sind vorbei, heute ist Fitness angesagt, Intervall-Sprinttraining, Liegestützen, Rumpfbeugen, Logic Workout auf flottierenden Bällen. Denn frei nach Nietzsche: Wer glaubt schon einem Publizisten, der unfreiwillig ein Bäuchlein zur Schau trägt? Dennoch, der Ball beschäftigt weiter das Denken. Camus, Derrida, Heidegger – sie alle waren fussballversessen. Der Grund? Die Fussballwelt ist wahr, denn hier regiert die Tautologie: «Der Ball ist rund» (Herberger), «Ich habe gleich gemerkt: Das ist ein Druckschmerz, wenn man draufdrückt» (Matthäus). Heidegger, ein Bewunderer Beckenbauers: das Ding dingt.
Derrida: die Differenz differiert. Und Messi? (RS)

 


Der Panschweizer?

Urs Zürcher las am Mai-Denkpunkt aus seinem Erstling «Der Innerschweizer» – und aus seinem mitgebrachten Fichen-Ordner. Wohl die grösste Sammlung Schweizer Fichen in privater Hand, hiess es. Verdächtig waren sie damals alle: Frauen, Ausländer, Jugendliche. Und man fragt sich automatisch, ob man selbst eine gehabt hätte, so eine Fiche – weiblich: check; ausländisch: halb; jugendlich: nicht mehr so ganz. Wieso der Autor aus der Innerschweiz, der in Basel wohnt, Zürcher heisst, die Frage bleibt offen. Verdächtig ist es allemal. (SJ)

 


Die Wüste Sahara in allen Köpfen und Herzen …

… fand Georg Büchner einst in Darmstadt und nicht etwa in Zürich, dem liberalen Hort, der den revolutionären Dichter 1836 empfing. Dass derselbe Ort, der gemäss dem jungen deutschen Unidozenten «ein gesundes, kräftiges Volk und um wenig Geld eine einfache, gute, rein republikanische Regierung» aufwies, heute zwar einem Hafenkran, ansonsten aber noch nicht mal mehr einem Literaturmuseum Bleiberecht gewährt, lässt vermuten, dass inzwischen selbst die hessische Ödnis in die Limmatstadt eingewandert ist. Das verstehe, wer wolle; ich stehe auf verlorenem Posten, wusste doch schon Büchner: «Die Geschichte ist vom lieben Herrgott nicht zu
einer Lectüre für junge Frauenzimmer geschaffen worden.» (CM)

 


Zum Tode Gary Beckers

Als ich vor zwei Jahren mit ihm telephonierte, interessierte sich Gary Becker für das Verhältnis zwischen Alterspflege von Eltern und den früheren Investitionen der Eltern in das Humankapital ihrer Kinder. Er selbst hat den kindlichen Lerntrieb bis zuletzt bewahren können. Einer seiner letzten Blogbeiträge warb für die Entkriminalisierung des Gebrauchs von Marihuana. Rationales Eigeninteresse dürfte dabei keine Rolle gespielt haben. Vielmehr der Einsatz ökonomischen Wissens für das Gemeinwohl. Am 3. Mai ist Gary Becker im Alter von 83 Jahren gestorben. (FR)

 


Pidginisierung

Happy Hour / Funny Minute neben zwei After-Workaholics: Sicher macht es – in theory – Sinn, hier zu pitchen as usual, laut Management-Outlook stimmen ja die Basics, aber am Ende des Tages muss der Pitch das Investment salesseitig auch rechtfertigen, und wenn die Benchmark zu hoch ist und unsere Features nicht outstanding sind, ist es weiser, wir canceln den Job; ich bin gut damit. Peanuts, denkt peepend die Sprachpuristin, doch Pustekuchen!, nur Oliven sind in Griffweite. (CM)


Den einen fliegen die gebratenen Tauben einfach so in den Mund und die anderen haben selbst den Spatz nicht in der Hand.

Aus einer E-Mail unseres hochgeschätzten Korrektors Roger Gaston Sutter an die Redaktion. (FR)

 


Bären und andere hohe Tiere

Die St. Galler Legende besagt, dass der irische Wandermönch Gallus einen Bären mit Brot fütterte und unweit der ungewöhnlichen Begegnung ein Kloster baute. Rund 1400 Jahre danach sorgen Studenten dafür, dass jedes Jahr hohe Tiere aus der Welt der Wirtschaft und Politik in die Gallusstadt reisen.  Thema und Gäste bestimmt das International Students› Committee der Universität St. Gallen. Der «Monat» ist dank langjähriger Partnerschaft Teil des Treffens. Das diesjährige Symposium stellte die Generationenfrage ins Zentrum. Doch vom  «Clash of Generations» war nicht viel zu spüren. Findet er vor allem dort statt, wo nicht über ihn geredet wird? (FR)

 


Celebritytis

Kritisches Lob von einem aufmerksamen Leser: «Der ‹Monat› ist in seiner unaufgeregten Debattierfreude aus meiner Lektüre nicht mehr wegzudenken.» Wunderbar! Weiter! «In der Vorstellung Ihrer Autoren finden sich unnötige Effekthaschereien, die in Ihrem ansonsten kritischen und anspruchsvollen Magazin fremd wirken. Norbert Bolz zählt zu den ‹bekannten Intellektuellen Deutschlands›, Wolfgang Welsch ist einer ‹der wichtigsten Theoretiker der Postmoderne› (…).» Ernüchterung? Höchstens eine Sekunde. Tatsächlich ist diese Kritik das grösste Lob, zeigt sie doch, dass unsere Autoren nicht fürs Bekanntsein bekannt sind. Sondern für das, was sie zu sagen haben. Und das kann jeder in unserem Magazin nachlesen. Wehret dem Celebrity-Zeitgeist! (RS)

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