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Sollen wir auch Viren ansiedeln?
Bild: pixabay.

Sollen wir auch Viren ansiedeln?

Der Wolf breitet sich aus – unter allgemeinem Jubel. Die Argumente dahinter beissen sich aber in den eigenen Schwanz.

In der Schweiz explodiert die Wolfspopulation. Zurzeit gibt es schon etwa 250 Exemplare in 31 Rudeln. In der veröffentlichten Meinung wird dies noch immer mehrheitlich bejubelt. Manchen schwant indes, dass es nicht die Brüder Grimm waren, welche Märchen über den Wolf erzählt haben, sondern die medial hofierten «Wolfs-experten». Laurent Garde, der stellvertretende Direktor des Forschungsinstituts für Weidewirtschaft in den mediterranen Alpen, spricht klar von Lügen.

Garde stellt fest, dass trotz vorschriftsgemässem Herdenschutz die Zahlen der Nutztierrisse explodieren. Wölfe seien weder von Natur aus scheu noch liessen sie sich von den Schutzmassnahmen beeindrucken. Für die pfiffigen Tiere sei das alles bestenfalls leichter Denksport. Mit derlei Hindernissen züchten Menschen nur noch raffiniertere und entschlossenere Exemplare heran. Wo es mit dem Wolf «funktioniert», wird nicht lange gefackelt, da wird die Mistgabel genommen oder zum Gewehr gegriffen – EU hin, Naturschutz her. Wenn die Betroffenen nicht sofort selbst zur eliminierenden Tat schreiten können, bringt der Herdenschutz kaum etwas.

Auf Dauer bedeutet dies nicht weniger als das Ende der Weidetierhaltung, von Alpwirtschaft und Tourismus. Das verwundert wenig, denn bei den mit EU-Geldern kräftig geförderten Initiativen ist der Name Programm: Rewilding Europe. Nicht die Wölfe sollen damit vergrämt werden, sondern die ansässigen Bewohner, namentlich die Landwirte.

Zwar gibt es nun die von Bundesrat Albert Rösti durchgesetzte «grosse» Abschussinitiative. Dieser Papiertiger ist jedoch erwartungsgemäss erst einmal zum Bettvorleger geworden. Denn wie immer bei solchen Initiativen legten auch hier Naturschutz- und Tierschutzverbände gerichtliche Beschwerde ein, sodass alles auf den Sankt-Nimmerleinstag verschoben wird. Dabei wäre eine weit drastischere Reduktion des Wolfes dringend notwendig.

Nehmen wir Länder, die vermeintlich mit dem Wolf zurechtkommen und etwa die gleiche Anzahl an Exemplaren haben wie die Schweiz. Das wären zum Beispiel Schweden und Finnland. Schweden hat offiziell 250, Finnland 300 Wölfe. Die Bevölkerungsdichte der Schweiz beträgt 214 Einwohner pro Quadratkilometer, in Schweden sind es 24, in Finnland 16. Wollte die Schweiz proportional gleich viele Wölfe haben, müsste sie deren Zahl auf 20 (Schweden) beziehungsweise 11 Exemplare (Finnland) reduzieren. Bevor aber Rösti dazu kommt, seine kümmerlichen fünf Rudel zu entnehmen, gibt es wahrscheinlich schon fünf neue.

Eine stichhaltige Begründung für die geförderte Ausbreitung des Wolfes existiert nicht. Es gibt nur hochtönende Phrasen, zum Beispiel in der Berner Konvention von 1979. Mit den einschlägigen Behauptungen über den Wolf könnte man auch die Ausbreitung des Hunde- und Fuchsbandwurms oder des Tollwutvirus fordern. Tollwutviren sind mindestens genauso faszinierend und genauso natürlich wie Wölfe. Als aktiv Beteiligte an der natürlichen Selektion sorgen sie gleichermassen für das imaginäre ökologische Gleichgewicht.

Tollwutfans könnten beklagen, dass diese Viren zu Unrecht ein schlechtes Image hätten und Todesfälle durch sie immer nur auf menschliches Fehlverhalten zurückzuführen seien. Medial gehypte «Experten» könnten dekretieren, dass wir wieder lernen müssten, mit der Tollwut und dem Bandwurm zu leben. Eine «Grosse Tollwut-und-Bandwurm-Initiative für Europa» lässt aber auf sich warten. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Tollwut durch den Wolf in Mitteleuropa wieder auftritt, ist laut den renommierten Wolfsexperten Henryk Okarma und Sven Herzog ohnehin gross. Ganz zu schweigen von anderen für das Vieh tödlichen Seuchen, wie in Deutschland zurzeit die Hämorrhagische Septikämie.

Mit dem Wolf wird die Schweiz also noch viel Spass bekommen. Einen sündhaft teuren Spass. Immerhin sind seit Januar 2024 in Graubünden 20 von 31 und im Wallis 27 von 34 bewilligten Abschüssen erfolgreich durchgeführt worden. Das ist ein Anfang.

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