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So kommt die Schweizer
Wirtschaft zu Arbeitskräften

So kommt die Schweizer Wirtschaft zu Arbeitskräften
Bild: Pixabay.

Von 1931 bis 2002 ermöglichte das Saisonnierstatut die Vergabe von Kurzaufenthaltsbewilligungen für ausländische Arbeitskräfte in der Schweiz. Es war äusserst wirtschaftsfreundlich, denn es ermöglichte Schweizer Unternehmen, ausländische Arbeitnehmer dann zu beschäftigen, wenn eine Nachfrage bestand; mitunter für einige wenige Monate in einer Saison (maximal neun pro Jahr ab 1973). Vorgesehen dabei waren weder eine gesellschaftliche Integration noch ein Nachzug von Familien.

Da ausländische Arbeitskräfte dieses Angebot nutzten und sich freiwillig dafür bewarben, kann man davon ausgehen, dass sie einen Nutzen sahen in diesem Angebot. Menschen kamen in die Schweiz, um richtig viel Geld zu verdienen – und viele von ihnen gingen dann auch wieder (das ist auch heute noch so). Eine Portugiesin, die wollte, konnte so in wenigen Monaten so viel Geld verdienen, wie sie in ihrer Heimat in einem ganzen Jahr erwirtschaftet hätte. Auch heute noch gibt es in Europa grosse Lohnunterschiede: In der Schweiz ist der Durchschnittslohn fast zehnmal höher als in Bulgarien.

Dann wurde 2002 die Personenfreizügigkeit mit der EU eingeführt – und die Bevölkerung in der Schweiz wuchs in 22 Jahren von 7,3 auf 9 Millionen Personen. Bis wir in einer Zehn-Millionen-Schweiz leben – da sind sich fast alle einig – ist nur noch eine Frage der Zeit. Enorm angestiegen ist auch der Anteil der ausländischen Bevölkerung: Während er 1950 noch 6 Prozent betrug, sind es heute (Stand September 2024) fast 27 Prozent, also über viermal mehr. Dazu wurden seit 1997 über 1 Million per Einbürgerung zu Schweizern.

Wie wir mit der Nachfrage der Schweizer Wirtschaft nach Arbeitskräften umgehen wollen, bleibt die meistdiskutierte Frage in der Schweiz. Ehrlich betrachtet gibt es vier grundlegende Lösungen:

Lösung 1: Schweizer Wirtschaft schwächen

Wäre die Schweizer Wirtschaft nicht so erfolgreich, bräuchte sie auch nicht so viele Arbeitskräfte. Um Lösung 1 zu erhalten, muss man die Grünen und die Sozialdemokraten wählen: Sind sie an der Macht, werden sie die Wirtschaft soweit schwächen, dass das Schweizer Wohlstandsniveau nicht mehr über den europäischen Durchschnitt herausragt. So kühlt sich die Wirtschaft ab und andere Europäer werden nicht mehr dazu verleitet, in der Schweiz nach Arbeit zu suchen; sie bleiben, wo sie sind. Lösung 1 kann aber nur funktionieren, wenn keine Einwanderung in die Schweizer Sozialwerke stattfindet; diese sind nämlich attraktiver als jene im europäischen Umland.

Lösung 2: Brachliegende Arbeitskräfte aktivieren

Viele Schweizer haben es sich bequem gemacht, insbesondere jene aus den gebildeten Schichten. Sie zehren von dem, was vergangene Generationen aufgebaut haben, indem sie in staatlichen und staatssubventionierten Betrieben arbeiten und zugleich staatliche Zuschüsse abgreifen. Viele von ihnen sind Wähler der Grünliberalen, der Grünen, der SP. Man kann diese Leute aktivieren, indem man Anreize schafft für eine Vollzeitarbeit und Subventionen in den Bereichen Wohnen, Klima, Soziales, Kultur, Medien abbaut, mit denen sie bequem leben. Wären sie gezwungen, sich in der Schweizer Privatwirtschaft zu beweisen, könnte der Arbeitskräftemangel behoben werden. Es wäre wieder wie früher: Der Akademiker ohne Job putzt Wohnungen, liefert Pizzen aus oder serviert in der Beiz – arbeitet also in Branchen, in denen heute fast nur EU-Ausländer anzutreffen sind. Zu aktivieren wären natürlich auch ältere Inländer (durch ein höheres Rentenalter) und jüngere Inländer (durch weniger staatliche und elterliche Unterstützung).

Lösung 3: Unkontrollierte Zuwanderung akzeptieren

Indem wir die Lösungsvorschläge von Economiesuisse, «stark + vernetzt» und den internationalen Konzernen in der Schweiz akzeptieren und übernehmen, wird sich die Attraktivität der Schweiz weiter erhöhen. Sie wird über ein paar Jahrzehnte hinweg zu einer Art Hongkong oder Singapur: Futuristische Skylines aus hässlichen Nutzbauten dominieren das Land, der Besitz eines Einfamilienhauses wird zur Ausnahme. Mehr Zuwanderung wird zu mehr Zuwanderung führen, generell zu mehr: Mehr Breitenwachstum. Mehr Bautätigkeit. Mehr Steuereinnahmen. Mehr Bauern, die aufgeben, mehr Landwirtschaftsland, das eingezont wird. Dazu gibt’s mehr Dichtestress und Stau. Zumindest kurzfristig, bis die Infrastruktur ausgebaut ist.

Lösung 4: Zuwanderung begrenzen

Die Schweiz kündigt die Personenfreizügigkeit mit der EU auf – und wird für EU-Länder zum Drittstaat mit einem Freihandelsabkommen. Um die Zuwanderung zu kontrollieren, führt sie klar beschränkte Kontingente ein, für die sich die Besten unter jenen, die frei leben und arbeiten möchten, bewerben können. Denkbar dabei sind Abgaben für Neuzuwanderer, eine Reaktivierung des Saisonnierstatuts, Kontigente für Asylsuchende bzw. Kombinationen davon. Damit diese Lösung funktioniert, muss man sie mit der Aktivierung inländischer Arbeitskräfte in der Privatwirtschaft (Lösung 2) verbinden.


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