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Das Städtchen Merseburg an der Saale wird für Germanisten und andere altmodische Menschen immer ein Begriff bleiben. Hier wurden im Domschatz vor bald zweihundert Jahren jene einzigartigen althochdeutschen Zaubersprüche aus dem 8./9. Jahrhundert aufgefunden, die beschreiben, wie mit vorchristlich-germanischer Magie das Lösen von Fesseln oder das Heilen eines kranken Pferdebeins zu vollbringen seien. Für moderne […]

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Das Städtchen Merseburg an der Saale wird für Germanisten und andere altmodische Menschen immer ein Begriff bleiben. Hier wurden im Domschatz vor bald zweihundert Jahren jene einzigartigen althochdeutschen Zaubersprüche aus dem 8./9. Jahrhundert aufgefunden, die beschreiben, wie mit vorchristlich-germanischer Magie das Lösen von Fesseln oder das Heilen eines kranken Pferdebeins zu vollbringen seien. Für moderne Zeitgenossen war die etwas verschlafene Kleinstadt bisher bestenfalls der Ort, an dem George Clooney mal ein paar Filmszenen drehte, wie die städtische Homepage bis heute stolz vermeldet. Jetzt aber hat sich die Stadt endgültig auf die Landkarte der Moderne gesetzt: Nachdem die Fachhochschule Merseburg bereits einen Abschluss in Angewandten Sexualwissenschaften angeboten hat, wird jetzt auch noch ein Masterstudium in Sexologie angeboten. Und das Allerbeste: der Merseburger Sex-Zauber strahlt bis in die Schweiz aus. Im uns – bisher – leider gänzlich unbekannten «Institut für Sexualpädagogik und Sexualtherapie» (ja, tatsächlich: in Uster!) wird der Lehrgang ebenfalls angeboten!

Wer den – wie die zauberhafte Merseburger Ausschreibung festhält – stark körperzentrierten Ausbildungsgang abschliesst, ist dann in der Lage, Menschen in sexuellen Dingen «zu begleiten und zu beraten, damit sie sich nicht mehr von anderen fremdsteuern lassen». So zumindest behauptet es der zuständige Professor Harald Stumpe. Es gebe ja nicht nur die normale sexuelle Verklemmtheit, sondern auch sexuelle Ausrichtungen, von denen viele Leute keine Ahnung hätten. Aha. Wirklich toll ist aber die Aussicht darauf, dass sich die Menschen nun nicht mehr von «alten Moralvorstellungen fremdsteuern» lassen, sondern selbstbestimmt ihre Sexualität leben können. Unter fachkundiger Anleitung und ständiger Begleitung unserer Sexologen, versteht sich. Hauptsache, keine Fremdbestimmung durch «andere»! Denn zu denen zählen unsere Sexologen selbstredend nicht.

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