Selbstbestimmung ist keine Selbstverständlichkeit
Vielen wird die Freiheit vorenthalten. Deshalb sollten wir schätzen,
was wir an ihr haben.
Freiheit heisst, dass ich hinausgehen kann, wann immer ich will, ohne dass ich jemanden dafür um Erlaubnis bitten muss. Ich muss meine Haare nicht bedecken, kann sie offen tragen, zusammengebunden, lang oder kurz, ganz egal. Auch meine Kleidung wähle ich selbst; Hose, Jupe, T-Shirt oder Bluse, alles ist möglich. Ich kann mich hinter das Steuer meines Autos setzen, wegfahren, reisen, wohin ich will, selbständig in einem Hotel einchecken, ohne dass mich ein Mann begleitet. Meinen Beruf, mit dem ich mein eigenes Geld verdiene, konnte ich selbst wählen, nachdem ich freien Zugang zu Bildung hatte. Ich werde in meinem Job anerkannt, in dem ich bezahlt werde wie alle anderen auch.
Freiheit heisst, dass ich mich auf dem Land wie auch in der Stadt allein auf den Strassen bewegen kann, ohne dass ich belästigt, angegangen, beleidigt, bedrängt oder gar bedroht werde. Freiheit ist, ohne Angst zu leben – und ohne dass mir Gewalt angetan wird. Mit meinem Partner bin ich zusammen, weil ich ihn liebe; ich habe ihn mir selbst ausgewählt, kein anderer hat das für mich getan. Wenn ich will, kann ich mich von ihm trennen, ohne dass ich seine Einwilligung dafür benötige oder er mich dafür im Namen einer falsch verstandenen Ehre töten darf. Ich kann Sex haben, mit wem ich will – Mann oder Frau, auch ohne Ehering. Nur ich selbst habe ein Recht auf meinen Körper und das Recht, über ihn zu bestimmen. Auch dann, wenn es um die Frage geht, ob ich ein Kind austragen will oder nicht.
All diese Freiheiten sollten eine Selbstverständlichkeit sein. Leider sind sie es nicht. Das Grundrecht auf ein selbstbestimmtes Leben wird insbesondere Frauen in vielen Ländern verwehrt. Gesetze und Gebräuche in aller Welt diskriminieren Frauen, verletzen ihre Rechte und rauben ihnen die Freiheit. Wenn man sich die Unfreiheit der vielen Menschen bewusst macht, erhält die eigene Freiheit einen unschätzbaren Wert.