Als tolerant verstehen sich heute alle. Aber wenn es konkret wird, zeigen sich rasch die Grenzen der vermeintlichen Toleranz: etwa, wenn eine Person mit einer unerwünschten Meinung öffentlich auftreten soll oder wenn jemand ein «falsches» Pronomen benutzt. Oft gehören gerade jene, die am lautesten für Toleranz eintreten, zu den ersten, die Äusserungen verbieten wollen oder andere Lebensentwürfe abwerten. Das überrascht nicht: wer sich moralisch im Recht fühlt, hat wenig Verständnis für widersprüchliche Vorstellungen. Der Schwerpunkt zeigt auf, dass Toleranz nicht selbstverständlich ist, sondern eine zivilisatorische Errungenschaft. Er geht aber auch der Frage nach, wo Toleranz gefährlich wird.