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Schrauber im OP

Christian Ryf, Traumatologe

Eine Frau ist gestürzt und hat sich den Knöchel gebrochen: ein dreifacher, verschobener Knöchelbruch, der zunächst in einer provisorischen Gipsschiene abschwellen muss – ein komplizierter Fall, bei dem das Timing stimmen sollte. Dr. Ryf wird einen Hautschnitt über dem Innen- und Aussenknöchel vornehmen und dann verschiedene Schrauben und eine Platte installieren. Einen Gips gibt es keinen. Einige Schrauben und besagte Platte liegen vor uns auf dem Tisch: es sind in der Schweiz hergestellte Stücke aus reinem Titan. Ein Material, das keine Allergien und keine Korrosionen verursacht, aber auch nicht gerade billig ist: eine einzige Titanschraube mit 3,5 Millimetern Durchmesser kostet über 100 Franken, die Platte etwa 400 Franken.

Als Belegarzt ist Christian Ryf selbständig erwerbend mit einer Praxis hier auf dem Gelände. Er behandelt die Patienten auf eigene Kosten und nutzt das Spital als multidisziplinäre Plattform für Diagnostik und Therapie. Ob es im OP-Saal eigentlich zugehe wie auf einer Baustelle? Ryf lacht und verneint. Im OP-Saal sei es nur schon deshalb deutlich ruhiger, weil sich gezeigt habe, dass viele Bewegungen, viele Personen und viel Gerede das Infektionsrisiko erhöhten. Man versucht deshalb, es auf das minimal Notwendige zu reduzieren. Im Bereich Unfallchirurgie sei vor allem die Bildgebung immer wichtiger geworden in den letzten zehn, fünfzehn Jahren: MRI und Computertomografie spielen in der präoperativen Planung eine grosse Rolle. Die Bedienung von komplexen Apparaten im OP sei nicht immer einfach und verlange Zusatzerfahrung: «Wir benutzen immer mehr digitale Hilfsmittel, die uns die Sache erleichtern. Trotzdem ist unsere Arbeit weiterhin mechanisch geprägt. Eine Schraube bleibt eine Schraube. Und das Loch muss in der richtigen Richtung und korrekt gebohrt sein.»


Ronnie Grob
ist Redaktor des «Schweizer Monats».

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