Schlechte Politik führt zu schlechtem Geld

Schlechte Politik führt zu schlechtem Geld

Das vor 50 Jahren entstandene Geldsystem ohne Deckung hat die Möglichkeiten der Politik, die Währung für ihre Zwecke einzusetzen, vergrössert. Durch die massive Verschuldung und den Inflationsschub stösst es nun an seine Grenzen.

Im Jahre 1971 löste Präsident Richard Nixon die reale Verankerung der US-amerikanischen Währung, indem er das Versprechen, gegen 35 Dollar eine Unze Gold auszuzahlen, per Dekret aufkündigte. Seither ist der Dollar eine reine Papierwährung. Weil die USA aus zwei Weltkriegen als Sieger hervorgegangen waren, hatten sie an der Konferenz in Bretton Woods 1944 das gleichnamige System der fixen Wechselkurse geprägt. Es war spätestens 1968 zum Papiertiger geworden, als es den Zentralbanken nicht mehr gelang, den Goldpreis am freien Markt in London auf dem Paritätskurs zu halten und damit auch die indirekte Konvertierbarkeit in Gold wegfiel. 1973 brach das Bretton-Woods-System ganz zusammen. Seitdem ist der Tauschwert des US-Dollars zum Schweizer Franken von damals über 4.30 auf inzwischen rund 1 gesunken. Der ebenfalls anker- und schrankenlos konstruierte Euro erlitt dasselbe Schicksal. Seit seiner Einführung im Jahre 1999 ist der Kurs zum Franken von über 1.60 auf unter 1 gefallen.

Was morgen geschehen wird, kann niemand wissen. Sicher ist nur: Überschuldungen haben immer und überall zu Inflation, zu Währungsreformen und gesellschaftlichen Umwälzungen geführt. Beispiele dafür sind Deutschland 1923 oder 1948, mit der Ausgabenlast für die Weltkriege als Ursprung. Heute weisen viele Staaten eine nie dagewesene Verschuldung auf, obschon eine lange Friedensperiode hinter uns liegt. Diese hohe Verschuldung hat mit dem staatlichen Geldmonopol über die Landeswährung zu tun. Kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer Krise oder zu einer Konjunkturdelle, intervenierten die eher kurzfristig denkenden Lenker der Geldpolitik (und meist auch diejenigen der Fiskalpolitik). Die immer tieferen Zinsen verleiteten zur Schuldenwirtschaft; die Zentralbanken büssten in der Folge de facto immer mehr an Unabhängigkeit ein (auch wenn diese de iure unangetastet blieb) – speziell die EZB leidet bis heute unter einem krankhaften «Rettet den Euro»-Druck der Politik.

«Our currency, your problem»

Landeswährungen unterliegen in einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung wie jede Unternehmensbilanz der doppelten Buchhaltung. Dem Soll, das heisst der aus­stehenden Geldmenge, steht ein Haben gegenüber. Das Haben sind einerseits die Leistungskraft eines Landes und andererseits dessen Devisen- oder Goldreserven. Deshalb verfolgt der Finanzmarkt die Entwicklung der Handels- und Zahlungsbilanzen. Diese ist für das Umtauschverhältnis in andere Währungen massgebend. Auch die Interventionen der Notenbanken an den Finanzmärkten sind ein wichtiger Faktor für den Wechselkurs. Zentralbanken können im Papiergeldsystem ihre Bilanzen sozusagen unlimitiert ausweiten. Seit der Loslösung vom Goldanker haben die im Währungssystem tonangebenden USA diese Macht ungestraft genutzt. Wie die Grafik (auf Seite 12) zeigt, entwickelte sich das über das Bankensystem geschöpfte Kreditgeld (Gesamtverschuldung) mit der (als Bruttoinlandsprodukt gemessenen) volkswirtschaftlichen Leistung bis 1971 im Einklang. Seither haben sich Gesamtverschuldung und Wirtschaftskraft immer weiter auseinanderbewegt. Bereits 1971 gab der damalige US-Finanzminister John Connally die leicht zynische und bis heute gültige Antwort: «The Dollar is our currency, but it is your problem.»

«Zentralbanken können im Papiergeldsystem ihre Bilanzen sozusagen unlimitiert ausweiten. Seit der Lösung vom Goldanker haben die im
Währungssystem tonangebenden USA diese Macht ungestraft genutzt.»

Nach der Theorie für gesundes Geld («Sound Money») müssen die Geld- und Gütermenge, das heisst die Leistungskraft einer Volkswirtschaft, übereinstimmen. Geldschöpfung, die über die Leistung einer Volkswirtschaft hin­ausgeht, kann als Fiatgeld bezeichnet werden, das heisst aus dem Nichts kommend. Das geht so lange gut, als der Glaube an die Papierwährung im Urteil des Finanzmarktes vorhanden ist. Der Glaube an das Fiatsystem hat zur Aufnahme von riesigen Schuldenbergen verlockt – und dieser Befund trifft nicht nur auf den Dollar zu.

Mit ihrem Beispiel steckten die USA die ganze Welt an. Weil die Notenbanken auf Krisen jeweils mit Zinssenkungen reagierten, diese aber im Aufschwung nur teilweise rückgängig machten, wurde in der Finanzkrise rasch die Nullzinsgrenze erreicht. Um weiter lockern zu können, griffen sie zu unkonventionellen Massnahmen, insbesondere Wertschriftenkäufen, was zu einer…