Wir brauchen Ihre Unterstützung — Jetzt Mitglied werden! Weitere Infos

Schauspielhaus kündigt «Live-Sex» an

Das Zürcher Schauspielhaus startet nächste Woche in die neue Saison – mit Pornodarstellern.

Schauspielhaus kündigt «Live-Sex» an
Fotografiert von Daniel Jung.

«Der Pfauensaal sorgt für rote Köpfe»: So titelte die NZZ kürzlich einen Artikel über die Debatte zum geplanten Abriss der traditionsreichen Pfauenbühne. Gegen diesen engagiert sich eine Gruppe rund um den Publizisten Matthias Ackeret. Gemäss aktuellem Stand dürfte das Zürcher Stadtparlament frühestens im ersten Quartal 2022 definitiv über Neubau oder Erhalt befinden.

Für rote Köpfe dürfte in den nächsten Tagen aber auch ein Theaterstück sorgen, das zur Spielzeiteröffnung angekündigt ist: «Kurze Interviews mit fiesen Männern – 22 Arten der Einsamkeit». Denn die Inszenierung der Regisseurin Yana Ross ist mit einem besonderen Hinweis versehen:

*** Inhaltliche Warnung: verbale Gewalt, Live-Sex ***

Was das genau bedeutet, wird nicht ausgeführt. Es heisst lediglich, die Aufführung enthalte Inhalte für Erwachsene und sei deshalb nicht für Zuschauer unter 18 Jahren geeignet. Es dürfen keine Fotos gemacht werden, und die Zuschauer können «die Aufführung jederzeit verlassen». Inhaltlich heisst es im Vorschautext provokant: «David Foster Wallaces Sprache in den Kurzen Interviews mit fiesen Männern eröffnet das Feld für Live Sex und Mind Fuck und trifft dabei auf eine harte Kernfrage: Wie weit können fiese Männer, kann toxische Männlichkeit gehen?»

Klar ist jedoch: Neben Mitgliedern des Schauspielhaus-Ensembles sind auch zwei deutsche Pornodarsteller als Schauspieler gelistet: Conny Dachs (ein Mann) und Katie Pears (eine Frau).

Die Kurzgeschichtensammlung «Brief Interviews with Hideous Men» von David Foster Wallace (1962 – 2008) ist ein durchaus lesenswertes Werk: In einem Teil der Texte erzählen Männer von ihrem Innenleben und geben dabei durchaus unangenehme Einstellungen preis.

Ob die Umsetzung dieses Stoffs derart grafisch auf die Bühne gebracht werden soll, ist fraglich. Aber öffentlicher Sex sorgt auch heute noch zuverlässig für Aufmerksamkeit. Was früher nur verschämt in schummrigen Clubs geboten wurde, liefert heute das steuerfinanzierte Schauspielhaus. (dj)

»
Abonnieren Sie unsere
kostenlosen Newsletter!