Sans Soucis
Sorgen belasten. Tatsächlich sind die meisten von ihnen jedoch völlig überflüssig.
Kürzlich traf ich mich mit einer Freundin zum Frühstück im Café Kafischnaps. Während wir Rührei assen, erzählte sie mir, dass ihr Sohn seit seinem ersten und bislang einzigen Kirchenbesuch jeden Tag mit ihr das Abendmahl zelebrieren wolle. Ihr Sohn ist wegen seines Vaters katholisch, sie reformiert. Manchmal hält er auch Predigten vor dem Spiegel. Wenn Kirchenglocken läuten, verfällt er in Ekstase.
«Ich mache mir Sorgen, dass er katholischer Priester werden will», vertraute mir meine Freundin an. Sie machte ein ernstes Gesicht. Ihr Sohn ist vier. Ich bin mit Kommentaren in Sachen Kindern stets zurückhaltend, da ich diesbezüglich null Erfahrung habe. Trotzdem sagte ich zu ihr: «Ich finde es etwas früh, um sich Sorgen um seinen Berufswunsch zu machen – ich würde damit noch etwa zehn Jahre warten.»
Denn mit den Sorgen ist es so eine Sache. Sie sind vorausgenommene Ängste, Bedrückung auf Vorrat und auf jeden Fall ungute Gefühle, bevor man weiss, ob es überhaupt Gründe dafür gibt. Sorgen sind belastend, obwohl sie meist unnötig und somit total überflüssig sind. Und selbst wenn sie ausnahmsweise mal berechtigt sind, bringen sie meist nichts.
Würde ich zählen, wie oft ich mir allein im letzten Jahr über etwas Sorgen gemacht habe und wie viele dieser Sorgen tatsächlich berechtigt waren, ich bin sicher, ich käme nicht auf zehn Prozent. Neunzig Prozent der Sorgen waren unnötig, wie sich im Nachhinein herausstellte. Hinzu kommt, dass jene Ereignisse, über die ich mir berechtigterweise hätte Sorgen machen können, unangekündigt eintrafen, so dass mir zumindest die Sorgen erspart blieben.
Kurzum: Sorgen sind lästig, unnütz und sie helfen uns auch nicht – nicht Sorgen, sondern Vorsicht und Handeln wenden unangenehme Ereignisse ab. Wer sorgenfrei durchs Leben geht, ist glücklicher. Nur: Es ist einfacher gesagt als getan, sich keine Sorgen zu machen. Insbesondere, wenn man keinen Sohn hat, der katholischer Priester werden möchte. Doch vielleicht hilft das Bewusstsein, dass man sich die meisten Sorgen sorglos sparen kann und einige davon aus dem Kopf vertreibt.