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Prüfung des digitalen Wandels
Peter Reichl: Homo cyber. Ein Bericht aus Digitalien. Salzburg: Müry Salzmann, 2023.

Prüfung des digitalen Wandels

Peter Reichl: Homo cyber. Ein Bericht aus Digitalien. Salzburg: Müry Salzmann, 2023.

Glaubt man den meisten Politikern, Managern und Wissenschaftern, dann ist die Digitalisierung die entscheidende Antwort auf die dringendsten Probleme der Menschheit: Klimawandel, Wohlstandswahrung, Verteilungsgerechtigkeit, nachhaltige Entwicklung – all das soll durch und mittels der Digitalisierung Realität werden.

Peter Reichl, Professor für Informatik an der Universität Wien, nimmt sich in seinem neusten Buch die gedankliche Freiheit, etwas tiefer zu schürfen und die fast schon ketzerische Frage zu stellen: Wenn die Digitalisierung die Antwort ist, was genau war die Frage? Und: Was sind die Fragen, die wir heute dem Computer anvertrauen wollen?

Reichl entwickelt seine Gedanken entlang der drei zen­tralen Fragen, die Kant am Ende seiner «Kritik der reinen Vernunft» herausstellte: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Diese Fragen, so Reichl, stellten sich unter den Bedingungen der Digitalisierung vollständig neu und dringlich.

Unterbrochen von spielerischen Einschüben, in denen unter anderem das Haustier des Informatikers, die Schildkröte Zarathustra, eine bedeutende Rolle spielt (die Anspielung an Douglas R. Hofstadters Epochenwerk «Gödel, Escher, Bach» von 1979 ist gewollt), arbeitet sich Reichl so an den drei Schlüsselkategorien des Wahren, des Guten und des Schönen ab. Dabei schildert er aus unterschiedlichen Perspektiven und immer mit Bezug auf die Kultur- und Technikgeschichte, wie diese traditionellen Kategorien durch die Digitalisierung untergraben werden.

Reichls Überlegungen sind trotz ihres unbefangenen Charakters eine erstaunliche Fundgrube wichtiger und spannender Einsichten. Das liegt vor allem daran, dass er tief in der Materie steckt, selbst Studenten ausbildet und nicht nur von aussen auf die Entwicklung schaut. Gerade deshalb wünscht man sich bei der Lektüre mitunter eine breitere Ausarbeitung der Überlegungen. Aber auch in seiner kurzen und sprunghaften Form ist Reichls Buch ein Gewinn.

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