Ohne Titel
Ohne Titel
Nach den schönsten wörtern kammen die
andere
aus dem hinterhalt
nicht zu halten
einfach wäre es allemal
zu schreiben
es darf nicht sein.
Laufenburg
Wir werden alt und leise
oder wenigstens nicht alt
oder werden wieder
am selben wort
ins Rhein abstürzen
du hättest mich warnen sollen
wird morgen in der zeitung stehen
du hättest
deine lippen an meine ohren legen können
ich hätte haut aus eisen
laufen, wie weiter laufen
ohne Burg.
ohne halt sein
leise mich von wasser abwenden
morgen,
Ohne Titel
raume gestrige traume
auf
dieses land so zu sagen
dieses ort
diese kooridor in welchen die bücher
schaffen
dieses elektrische licht welche dunkelheit
vertreibt
der anspruch zu überleben
in angesicht des schlimmeres
die koffer an die türe stellen
das notwendigste
nicht zu finden
du bewohnst mich
während draussen schnee
sich fallen lesst.
Dragica Rajcic
1959 Geburt in Split (Kroatien).
1978 Übersiedlung nach St. Gallen. Gelegenheitsarbeit als Putzfrau,
Büglerin und Heimarbeiterin.
1988 Rückkehr nach Kroatien. Gründung der Zeitschrift «Glas Kastela».
1991 Flucht mit den Kindern vor dem Krieg in die Schweiz.
Dragica Rajcic lebt seither wieder in St. Gallen. Sie arbeitet als Redaktorin einer Migranten-Zeitschrift und als soziokulturelle Animatorin.
Bücher:
«Halbgedichte einer Gastfrau». Zürich: edition 8, 1986.
«Lebendigkeit Ihre züruck». Gedichte. Zürich: edition 8, 1992.
«Nur Gute kommt ins Himmel». Kurzprosa. Zürich: edition 8, 1994.
«Post Bellum». Gedichte. Zürich: edition 8, 2000.
«Buch von Glück». Gedichte. Zürich: edition 8, 2004.
Theaterstücke:
«Ein Stück Sauberkeit» (1993)
«Auf Liebeseen» (2000)