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Neusprech sprechen
Baschi Duerr, zvg.

Neusprech sprechen

George Orwell und die Toast-Hawaii-Blase.

Kürzlich tat sich Lustiges im Parlament des Kantons Basel-Stadt: Ein SVP-Grossrat bezeichnete die sogenannte gendergerechte Sprache als «Neusprech». Er zitierte damit aus dem Dystopie-Klassiker «1984» von George Orwell, in dem der totalitäre Staat das Reden umpolen und damit auch das Denken auf Kurs bringen will. Der Vergleich mag faktisch weit überzogen sein, erscheint in der politischen Debatte aber auch nicht besonders auffällig: So wird gerade der noch bekanntere ­Begriff des «Big Brother» aus demselben Roman besonders von links gerne ins Feld geführt, wenn die Polizei Kameras aufhängen oder der Nachrichtendienst neue Überwachungsmassnahmen einführen will.

Dann passierte aber Folgendes: Die grüne Ratspräsidentin erteilte ihrem Ratskollegen wegen dieses Vergleichs ­einen Ordnungsruf. Sie hat ihm also, gestützt auf das verwaltungsrechtliche Gesetz über die Geschäftsordnung des Grossen Rates, sprich behördlich, verboten, das Wort «Neusprech» zu sprechen – zumindest in diesem Kontext. Auf diese Pointe muss man erst kommen!

Das war zumindest ungeschickt. Denn die Kritiker der Kritischen Geschlechts- und Rassentheorie haben nicht nur eine andere Meinung, sondern befürchten, diese bald nicht mehr äussern zu dürfen. Es sind denn auch die Gegner und nicht die Befürworter des neuen Dogmatismus, die diese Ansichten aus der Toast-Hawaii-Blase (der Name dieses ­Gerichts gilt dort mittlerweile ebenfalls als wahlweise ­sexistisch oder rassistisch) auf die grosse Bühne bringen. Und deshalb werden «politische Korrektheit», «Cancel ­Culture» und «Wokeness» mittlerweile so intensiv diskutiert, wie es in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Bedeutung steht. Unangebrachte Ordnungsrufe und tatsächlich ausgesprochene Redeverbote verstärken leider diesen Trend.

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