Wir brauchen Ihre Unterstützung — Jetzt Mitglied werden! Weitere Infos
Dieter Bachmann, Geschäftsführer Gottlieber Spezialitäten AG, Gottlieben

Nachhaltiges Palmöl gilt als böse

Teil 2: Lebensmittelvorschriften. Erfahrungen von Produzenten.

 

«Unser Nutri-Score wäre wahrscheinlich tiefrot», sagt ­Dieter Bachmann, Geschäftsführer der Gottlieber Spezialitäten AG, die bekannt ist für ihre mit Pralinencrème ­gefüllten Waffeln, die Gottlieber Hüppen. Bachmann ­findet es falsch, wenn alle Hersteller von Süss­waren auf ihren Produkten Warnhinweise anbringen müssten. «Es weiss ja jeder, dass es ein Genussmittel ist.» Er würde eine solche Pflicht als unnötige Bevormundung empfinden. «Es ist ­immer schwierig, wenn etwas ver­teufelt wird.» Etwa bei Zigaretten habe sich gezeigt, dass plakative Warnhinweise kaum wirkten.

Die Gottlieber Hüppen sind einzeln eingepackt, die ­Portionen fein dosierbar. «Man kann gut eine einzelne ­Hüppe nehmen, pro Tag oder pro Woche», sagt Bachmann. Was mit Warnhinweisen erzeugt werde, seien schlechte Gefühle. «Und negative Erwartungen haben ­negative Wirkungen», sagt er, «wie bei einer selbsterfüllenden ­Prophezeiung.»

Natürlich gebe es Probleme mit der Ernährung, etwa bei übergewichtigen Kindern. Es sei jedoch falsch, nur ­Industrie und Handel in die Pflicht zu nehmen. Stattdessen solle man auf Aufklärung und Selbstverantwortung setzen sowie Eltern oder Ärzte stärker mit einbeziehen. Probleme mit Übergewicht hätten insbesondere Kinder aus tieferen sozialen Schichten und ausländischen Familien. Deshalb müsste zum ­Beispiel der Sport in den Schulen stärker gefördert werden. «Wir ­haben viel zu wenig Bewegung», sagt er.

Dass bei gesellschaftlichen Debatten jedoch oft nicht Lösungen gesucht, sondern Probleme bewirtschaftet ­würden, sehe man etwa beim Palmöl. Hier sei von einigen Organisationen ein riesiger öffentlicher Druck erzeugt worden, der eine rationale Argumentation verhindere. Palmöl gelte jetzt als böse, obwohl es ökonomisch und ökologisch durchaus sinnvoll sein könne. Auch in Gott­lieben wird die Produktion nun auf Rapsöl umgestellt. ­Damit ­würden aber Produzenten von nachhaltigem Palmöl geschwächt.

«Das Gutmenschentum macht mir Angst», sagt ­Bachmann. Etwas nur zu boykottieren, löse die Probleme nicht. Trotzdem: Bei den staatlichen Vorschriften sieht Bachmann die Schweiz immer noch im Vorteil gegenüber den USA und der EU. «Die Schweiz agiert zum Glück immer noch viel pragmatischer als die Beamten in Brüssel und Washington.» (dj)

»
Abonnieren Sie unsere
kostenlosen Newsletter!