Mit Pausenwein die Schweizer Winzer retten

2024 wurde in der Schweiz weniger Wein getrunken als 2023. Der Einbruch war «knapp 8 Prozent und damit signifikant», informierte das Bundesamt für Landwirtschaft die Bevölkerung und nannte den Trend «besorgniserregend».
218,4 Millionen Liter Wein wurden 2024 konsumiert – 1994, vor dreissig Jahren, waren es noch 292,1 Millionen Liter. Der Weinkonsum hat also in dreissig Jahren um 25 Prozent abgenommen, während derweil die Bevölkerungszahl um 27 Prozent zugenommen hat. Die Leute trinken also deutlich weniger.
Gute Nachrichten? Aber sicher nicht! Besondere Sorgen scheint sich das BLV um Jugendliche zu machen, die sich weigern, Wein zu trinken: «Vor allem junge Menschen wenden sich vom Wein ab, obschon diese Kultur in den hiesigen Sprachregionen fest verankert ist.»
Um die Jugendlichen, die trinken, macht sich der Bund jedoch erst recht Sorgen: «Jungen Menschen ist ein behutsamer Umgang mit Alkohol empfohlen. Ihr Körper und ihr Gehirn sind noch in Entwicklung und reagieren empfindlicher auf Alkohol – je jünger, desto empfindlicher.»
Der Absatzrückgang zeigt vor allem, dass die jüngst forcierte Absatzförderung überhaupt nicht funktioniert. Angeregt durch eine parlamentarische Initiative des Unterwalliser Mitte-Nationalrats Benjamin Roduit – der 2020 in zwei Tagen gleich zwei Motionen einreichte für mehr Direktzahlungen an Winzer – stimmte das Parlament 2022 einer Motion der Kommission für Wirtschaft und Abgaben zu, die Mittel zur Förderung von Schweizer Weinen dauerhaft von 2,8 auf 9 Millionen Franken pro Jahr zu erhöhen.
(Diese 9 Millionen sind natürlich nur die Absatzförderung. Von den jährlich 2,8 Milliarden Franken an Schweizer Bauern ausgeschütteten Direktzahlungen erhalten die Winzer Dutzende von Millionen, mit Zuschlägen für Hanglange und Biodiversität.)
Gemäss Agrarbericht 2024 fliessen die 9 Millionen vollständig in das nationale Promotionsorgan für Schweizer Weine, die Swiss Wine Promotion (SWP). Diese betreibt eine schöne Webseite in vier Sprachen mit Promoartikeln darüber, dass die eigenen Veranstaltungen ein voller Erfolg waren. Die Wirkung ist schwierig zu messen. Sicher ist nur, dass geladene Gäste einmal mehr auf Kosten des Schweizer Steuerzahlers getrunken haben.
Doch wer gibt, der nimmt auch: Die Regierung nimmt dem Schweizer Weinbau natürlich den Alkoholzehntel wieder weg – und steckt dieses Geld in die Alkoholprävention, um die Leute davon abzuhalten, Alkohol zu trinken. Er bittet dabei auch die Bevölkerung um Mithilfe. Wer behauptet, präventiv etwas gegen den Alkoholkonsum zu unternehmen, kann sein Projekt vom Staat unterstützen lassen. Auch ehemals private Organisationen wie das Blaue Kreuz leben heute teilweise von Leistungsaufträgen der öffentlichen Hand.
Bio-Kleinbauer Killian Baumann von den Grünen hatte die gloriose, wenn auch wohl nicht ganz ernst gemeinte Idee, den Schülern Pausenwein zu verabreichen, um sie früh an dieses Produkt zu gewöhnen. Hat diese Art der Absatzförderung nicht schon mit der Pausenmilch und dem Pausenapfel wunderbar geklappt?
Pausenwein für alle! Subventioniert vom Steuerzahler, natürlich.
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