Making Of 1041
Editorial
In den vergangenen Monaten haben wir in diesem Magazin mehrfach darauf hingewiesen, dass ein Liberalismus ohne Zukunftsoptimismus kaum Chancen habe, sich gesellschaftlich und politisch gegen den Katastrophismus unserer Tage durchzusetzen. Heute, da viele Segnungen freiheitlicher Politik sogar im angeblichen Mutterland des Liberalismus, den USA, von allen relevanten Präsidentschaftskandidatinnen und -kandidaten im Wahlkampf negiert wurden, sieht es so aus, als würden sich grün, rot oder braun gefärbte Protektionismen demokratisch besser «verkaufen» als Offenheit, Zusammenarbeit über Grenzen hinweg und weltweiter Fortschritt. Dass gerade die US-Politik das Wort «Freiheit» über Dekaden hinweg zur Floskel degradiert hat, indem sie vom Angredriffskrieg über neue Grenzzäune bis hin zum nationalen Ausnahmezustand alles als «Freiheit» verkaufte, rächt sich jetzt: Mit dieser Wortruine sind offenbar keine Wahlen mehr zu gewinnen!
Der politische Retro-Trend zum muffigen Bewahrerstaat (Endstation: Freilichtmuseum) ist dabei kein spezifisch US-amerikanisches Phänomen, sondern ein alter europäischer Exportschlager. Was dagegen tun? Lesen! Zum Beispiel diese Ausgabe: Mit dem Schwerpunkt «Alles wird gut» und unserem Dossier zum Thema «Freihandel» geben wir Gegensteuer. Dabei gehen wir der Frage nach, was die Welt in der Vergangenheit tatsächlich besser gemacht hat (die Kurzform: eine Kultur der Wertschätzung von Wissenschaft, Technik, Handel und deren Institutionen), warum das heute offenbar die Bürger der sogenannten «freien Welt» nicht mehr interessiert – und ob es nicht doch vielleicht Anzeichen dafür gibt, dass der Erfolgsweg sich fortsetzen liesse. Ja, doch, können wir nun sagen. Gibt es. Jede Menge. Aber lesen Sie selbst. Und erzählen Sie es dann auch Ihrem Nachbarn.
Anregende Lektüre wünscht:
die Redaktion
Optimist
So schlimm wie heute war es noch nie! Von den Negativmeldungen der Medien verführt, glauben das viele. Der clevere Optimist Johan Norberg dagegen sieht dort, wo andere Probleme sehen, Chancen. Nach ausführlicher Analyse der vorliegenden Statistiken zum Wandel der Welt kommt
er zum Schluss, dass es der Menschheit im Lauf der Geschichte noch nie so gut ging wie heute. Dem Fortschritt und den Eigentumsrechten sei Dank. Mehr dazu hier.
Die Welt von gestern
Aleppo ist den allermeisten Europäern heute ein Begriff. Die Stadt im Norden Syriens ist in den vergangenen Jahren zum Synonym für den Syrienkrieg, seine Verwüstungen und Zerstörungen geworden. Wenn wir «Aleppo» sagen, sehen wir Staub und gelbe Schutthaufen, hören Sirenen, vielleicht Gewehrfeuer. Das Aleppo auf den Photos ist noch ein anderes: hier sehen wir eine friedliche Stadt, Strassenszenen wie aus Paris – bloss einen historischen Wimpernschlag vor ihrer Auslöschung. «Vanishing Syria», das Photoprojekt des Reiseschriftstellers Rudolph Jula, gibt damit seltenen Einblick in eine verschwundene Welt – und rückt auch diejenigen ins Licht, die dem Verschwinden gerade noch entkommen konnten.
Per Briefpost
Wir vom «Monat» sind immer wieder beeindruckt von der Weltgewandtheit unserer Leser. Als wir vor einiger Zeit einen Schwerpunkt zum afrikanischen Kontinent publizierten, erreichte uns ein Brief: die Situation sei komplex, stand darin sinngemäss, und es gebe dazu noch einiges mehr zu sagen. Der Absender, Josef Bucher, kennt Afrika seit seinen Jahren als Schweizer Topdiplomat. Für uns hat er einen Text verfasst, der erklärt, warum europäische Rezepte in Afrika so oft scheitern. Mehr hier.
Geld ohne Zukunft
Es war einer der ersten kühlen Herbstabende, als unsere Redaktorin Olivia Kühni und unser Autor Hannes Grassegger sich zufällig vor einer Zürcher Bar trafen. Statt über das Wetter redeten die beiden schnurstracks über Technologien, Macht und Geld. Noch bevor der nächste Tag anbrach, schickte Grassegger einen Text darüber, was es für den Kapitalismus bedeutet, wenn Zeit keine Spuren hinterlässt – Nullzins also. Geld ohne Zukunft, «kaltes Licht im Gesicht». Ein hochinteressantes Stück! Mehr zum Thema finden Sie hier.