Männer im Museum – eine bedrohte Species?
Wissenschaftliche Untersuchungen haben sich der Frage gewidmet, wer gerne und wer weniger gerne über Kunst spricht, sich mit Kunst beschäftigt. Ergebnis: «Kunst» ist eher ein weibliches Gesprächsthema, ist eher in der Oberschicht und bei Menschen mittleren Alters verbreitet. Männer, Jugendliche und «Bildungsferne» gelten als «kunstscheu» und meiden Museen und Galerien. Gerade Männer, die in Beruf und Alltag gewohnt sind, den kompetenten Spezialisten zu spielen, scheuen die Konfrontation mit Kunst, weil sie dabei unsicher wirken könnten. Männer im Museum: Hier sind sie ganz klar das schwache Geschlecht, denn sie müssen sich öffnen, müssen Persönliches, Emotionales zeigen. Demgegenüber ist das typisch weibliche Diskussionsverhalten im Museum offener und kooperativer, es wird mehr zugehört, es wird emotional mehr Anteil gezeigt und es werden mehr Fragen gestellt. Wenn nun das Sprechen über Kunst etwas Zartes, Emotionales, ja gar Erotisierendes hat und wenn nun statistisch erwiesen ist, dass es im Kunstmuseum nur so von gebildeten, kultivierten und gepflegten Menschen wimmelt, fragt man sich doch: Könnte Kunst nicht ein Aphrodisiakum sein, das Museum nicht eine ideale Bühne zum Flirten? Eine Reihe von Museen, u.a. in Bern und Dortmund, sind in den letzten Jahren dieser Frage nachgegangen und haben Kunstgespräche für Singles ins Programm aufgenommen. Und: sie sind alle gefloppt! Hauptproblem: Akuter Männermangel. Das Museum für Kunst- und Kulturgeschichte in Dortmund veranstaltete etwa sonntags ein «Singlefrühstück». Anfangs waren unter den 70 Interessierten 10 Männer. Ein «Männeraufruf» in der Presse führte dann paradoxerweise dazu, dass auch das Interesse der Frauen zurückging, da sie dort offensichtlich nicht erwarten konnten, einen Mann kennenzulernen. Am Ende blieb ein harter Kern von zehn Frauen – und das Angebot wurde eingestellt. Vielleicht sollte man den nächsten Single-Treff bei Heimspielen der Young Boys oder Borussia Dortmunds veranstalten…?