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Macher mit Lösungen:
Aus Atommüll wird Energie

Transmutex in Genf verspricht eine sichere, unerschöpfliche Energiequelle. Thorium soll standardmässiges Brennelement der Kernkraft werden und Uran ablösen.

Macher mit Lösungen:  Aus Atommüll wird Energie
Modell des Thoriumreaktors. Bild: Transmutex.

Das Gründungsdatum von Transmutex ist kein ­Zufall: Am 29. Juli 2019 wurde das Genfer Unternehmen vom in Paris geborenen Elektroingenieur Franklin Servan-Schreiber ins Leben gerufen. Glattrasiert und mit durchdringenden blauen Augen erklärt mir der 59-Jährige, dass es sich um das Datum handle, an dem die Nasa und die Internationale Atomenergiebehörde gegründet worden seien. «Wir wollen», verkündet er, «dass Transmutex der dritte grosse Name auf der Liste der bedeutenden Nuklearinstitutionen mit diesem Geburtstag wird.»

Seine Ansage macht klar: Dieses Unternehmen ist ehrgeizig. Es hat sich zum Ziel gesetzt, eine Lösung für eine grundlegende Herausforderung zu finden: Wie kann man die Probleme des Klima­wandels lösen und gleichzeitig die Energieproduktion der Menschheit steigern? Konkret will Transmutex einen teilchenbeschleunigergetriebenen, subkritischen Kernreaktor entwickeln, der Atommüll in grüne Energie umwandelt. Der Teilchenbeschleuniger ermöglicht eine Kernreaktion, die nicht selbsterhaltend ist – und daher extrem sicher, wie Servan-Schreiber betont. Er nimmt die Ängste der Menschen in Bezug auf die Kernenergie ernst, fordert aber, dass wir uns den Bedenken stellen: «Der Fortschritt bestand schon immer darin, dorthin zu gehen, wohin zu gehen man Angst hat. Wie damals, als man zum Mond flog.»

Transmutex will das von Ängsten umwobene Uran durch das ebenfalls radioaktive Element Thorium ersetzen, das mehrere Vorteile hat. Erstens könnte Thorium unseren Energie­bedarf für Zehntausende von Jahren decken, da es auf der Erde drei- bis viermal so häufig vorkommt wie Uran. Länder wie ­Indien, die USA, Brasilien und Australien haben am meisten davon. Zweitens kann Thorium, anders als Uran, nicht zum Bau von Atombomben verwendet werden. Drittens haben die ­Abfallprodukte von Thorium eine Halbwertszeit von nur 300 Jahren, sind nicht so radioaktiv wie die Abfallprodukte von Uran und daher leicht zu lagern. Thorium ist also dem hoch­radioaktiven Plutonium-239 (Pu-239) überlegen, das eine Halbwertszeit von 24 100 Jahren hat, schwierig zu lagern ist und den Hauptbestandteil von Atombomben darstellt.

Thorium selbst ist nicht spaltbar, es ermöglicht also keine sich selbst erhaltende Kettenreaktion. Um es spaltbar zu machen, muss ein Teil des Thoriums, das als Brennstoff verwendet wird, in ein anderes Element, nämlich Uran-233 (U-233), umgewandelt werden. Dies ist ein Isotop des Urans, das in der Natur nicht vorkommt und daher künstlich mit Hilfe des Teilchen­beschleunigers und des als Kühlmittel verwendeten flüssigen Bleis hergestellt werden muss. Der Reaktor, an dem Trans­mutex arbeitet, würde so nicht nur Thorium nutzbar machen, sondern könnte als Nebeneffekt auch Pu-239 aus alten Atomwaffen und Atommüll zerstören.

Aber bisher ist der Reaktor noch nicht gebaut, sondern existiert nur als Computermodell, das zur Verwirklichung bereitsteht, sobald eine Regierung irgendwo auf der Welt grünes Licht gibt. Bis dahin ist Transmutex komplett privat finanziert. Das Büro von Transmutex liegt aber strategisch günstig zwei Tramhaltestellen vom CERN entfernt, und die 37 Mitarbeiter von ­Servan-Schreiber treffen sich regelmässig zum Mittagessen mit Spitzenwissenschaftern dieser Forschungseinrichtung. Dar­über hinaus pflegt Transmutex gute Beziehungen zum Paul-Scherrer-Institut und zur EPFL in Lausanne.

Transmutex rechnet damit, dass ihre Reaktoren innerhalb weniger Jahrzehnte fast die gesamten Pu-239-Reserven der Welt vernichten könnten. Falls die führenden Politiker westlicher Länder endlich die irrationale Furcht vor Nuklearenergie hinter sich lassen, könnte Transmutex mit dem Bau ihres Reaktors durchaus durchschlagenden Erfolg haben und uns alle mit billiger, unerschöpflicher Energie bereichern.

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Die Klimaseniorinnen aus der Schweiz im Gerichtssaal während der Urteilsverkündung vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Strassburg, Frankreich, am 9. April 2024. Bild: Keystone/EPA/Ronald Wittek.
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