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Lorenz Saladin, neu aufgelegt

Lorenz Saladin, neu aufgelegt In jeder Biographie steckt ein mehr oder weniger offenes autobiographisches Interesse. Weshalb sich Annemarie Schwarzenbach (1908 – 1942) so intensiv mit dem Alpinisten Lorenz Saladin beschäftigte ­– heute würde er als ein Extrem-Bergsteiger gelten ­– ist offensichtlich: auch sie gehörte zu den Menschen, für die das wahre Leben nur anderswo sein […]

Lorenz Saladin, neu aufgelegt

In jeder Biographie steckt ein mehr oder weniger offenes autobiographisches Interesse. Weshalb sich Annemarie Schwarzenbach (1908 – 1942) so intensiv mit dem Alpinisten Lorenz Saladin beschäftigte ­– heute würde er als ein Extrem-Bergsteiger gelten ­– ist offensichtlich: auch sie gehörte zu den Menschen, für die das wahre Leben nur anderswo sein kann. Sein früher, schicksalhafter Tod mag die Autorin zusätzlich fasziniert haben, weil sie darin vielleicht eine unbewusste Todessehnsucht erahnt haben mag, die sie ebenso mitfühlen konnte wie Lorenz Saladins unstillbaren Drang nach Abenteuer und existentieller Grenzerfahrung.

Lorenz Saladin war einer der grossen Bergsteiger in einer Zeit, in der der Alpinismus eine starke politische Bedeutung besass. Er galt als Kommunist, vielleicht weil er vier Expeditionen in die Berge des Kaukasus und des russischen Pamir unternahm und in Moskau zeitweilig berühmter war als in der Schweiz. Sein letztes Unternehmen wurde ihm 1936 zum Verhängnis. Erschöpft und verletzt starb er auf dem Rückweg von seiner Besteigung des Siebentausenders Khan Tengri an einer Blutvergiftung.

Dieses Leben beschreibt Annemarie Schwarzenbach mit Einfühlung und Sinn für heroische Dramatik. Ihr Buch ist über weite Strecken hinweg eine poetische Vergegenwärtigung von Saladins Lebensweg und dessen, was ihn bewegt und beschäftigt hat. 1938 erschienen, war «Lorenz Saladin» ihr zu Lebzeiten bekanntestes und bestverkauftes Buch. Heute erscheint es mit einem ausführlichen, wertvollen Nachwort von Robert Steiner und Emil Zopfi, die mit viel Sachverstand manches ergänzen und präzisieren, was die Autorin damals faktisch nicht wissen oder, als Nichtbergsteigerin, kaum verstehen konnte. Wofür sie hingegen zweifellos empfänglich war, ist die aussergewöhnliche Qualität und Ausdruckskraft von Lorenz Saladins Photographien. Das lässt sich in dieser reich illustrierten Neuausgabe leicht nachfühlen.

vorgestellt von Gérald Froidevaux, Basel

Annemarie Schwarzenbach: «Lorenz Saladin. Ein Leben für die Berge». Basel: Lenos, 2007.

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