Leistungsträger im Gespräch: Zeynel Demir
Zeynel Demir, Leiter der Royal Döner AG, Teil II
Inzwischen hilft der Dönerkönig seinen Landsleuten dabei, sich selbständig zu machen. Er vergibt ihnen zinslose Kredite, damit sie ihre eigenen Dönerläden eröffnen können. «Ich habe damals Hilfe bekommen», erklärt er, «jetzt möchte ich selbst helfen.» Der Unternehmer beobachtet mit Sorge, dass Niedrigqualifizierte in der Schweiz keine Arbeit finden und auf der Strasse landen: «Wenn ich es den Leuten ermögliche, ihr eigenes Dönerrestaurant zu führen, öffne ich ihnen eine Tür.»
Demir vermutet, dass Ausländer sich eher selbständig machen als Schweizer. Der Grund: Schweizer haben es leichter, mit dem Eintritt in die Arbeitswelt zuzuwarten. «Wenn ein siebzehnjähriger Schüler aus der Türkei hierherkommt, kann er nicht studieren, denn es dauert zu lange, bis er überhaupt Deutsch gelernt hat.» Gefragt, ob sich die Arbeitsmoral der Schweizer von der der Türken unterscheidet, antwortet Demir: «In dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, gingen die Leute nur dann zur Arbeit, wenn sie dazu Lust hatten. Das ist in der Schweiz anders.»
Er kann verstehen, dass nicht jeder dazu bereit ist, sich unternehmerisch zu betätigen. Besonders heutzutage, wo staatliche Auflagen die Unternehmensgründung immer mehr erschweren. «Wer acht Stunden in einer Fabrik arbeitet, denkt, wenn er einmal zuhause ist, nicht mehr an die Arbeit. Da lebt es sich natürlich angenehmer.» Doch der Preis für weniger Verantwortung ist weniger Unabhängigkeit. Demir ist niemandem Rechenschaft schuldig. Er kann tun, was er will. Das Leben, sagt er, sei ein Geben und ein Nehmen. Zeynel Demir gibt nicht nur über 120 Menschen eine Arbeit, viele davon ehemalige Asylsuchende, die unbedingt arbeiten wollen. Eben hat er auch eine Stiftung gegründet, die junge Türken unterstützt, die sich kein Studium leisten können. Und dafür verzichtet er gerne auf ein paar freie Tage.
Florian Oegerli