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Leistungsträger im Gespräch: Emilija Hristova

Emilija Hristova, Botanikerin, *1986

Leistungsträger im Gespräch: Emilija Hristova

Emilija Hristova stammt aus Mazedonien, einer der schwächsten Volkswirtschaften Europas. Seit 2012 doktoriert sie im Gebiet Epigenetik am Botanischen Institut der Universität Basel. Ihre Heimat sieht sie kritisch: «Wir haben praktisch keinen Privatsektor. Stell dir vor, in einem Land zu leben, in dem die Arbeitslosigkeit zwischen 30 und 40 Prozent liegt. Ebenso viele Leute arbeiten für die Regierung. Das kann nicht gesund sein. Geforscht wird nur an den Universitäten, und die stellen allein Leute mit der passenden politischen Einstellung an.» Die Botanikerin würde später gerne für die Privatwirtschaft forschen, am liebsten bei der Agrarfirma Syngenta oder beim Pharmakonzern Roche. Nach Mazedonien zurückkehren möchte sie auf keinen Fall. Schliesslich sei die Lebensqualität einer Schweizer Putzfrau bei dem hohen Mindestlohn, den wir hätten, höher als die von Leuten mit Doktortitel in Mazedonien. «Leider wissen die meisten Schweizer nicht einmal, wie gut es ihnen geht.» Immerhin könnten sie problemlos überallhin reisen und auf der ganzen Welt arbeiten. Emilija ist erstaunt, trotzdem manchmal Drogenabhängigen zu begegnen, da in der Schweiz jeder unabhängig von seiner Herkunft die Möglichkeit hätte, ein gutes Leben zu führen. 

Nach den jüngsten Abstimmungsresultaten gefragt, meint sie: «Bis jetzt haben die Schweizer immer vernünftig abgestimmt, siehe Mindestlohninitiative. Ich war überrascht, dass das Referendum vom 9. Februar angenommen wurde.» Die junge Mazedonierin weiss zwar, dass die Schweiz einen der höchsten Ausländeranteile Mitteleuropas hat. Dennoch kann sie nicht verstehen, weshalb die Schweizer die Einwanderung begrenzen wollen. «Firmen wie Novartis leben doch davon, dass sie die Besten aus der ganzen Welt anstellen können.
Wenn man ihnen das verbietet, werden sie an Einfluss verlieren. Und das wird der Schweiz schaden.» Sie lehnt sich zurück und denkt einen Moment nach. «Wenn sich diese Entwicklungen fortsetzen, werden die Überflieger und klugen Köpfe auswandern. Und dann könnte es
der Schweiz eines Tages so ergehen wie Mazedonien.» 

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