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Können wir Helden?
Guillaume Henri Dufour. Bild: Creative Commons.

Können wir Helden?

In der Schweiz feiert man historische Persönlichkeiten nur verhalten. Ein neuer Sammelband über den «Gründervater» Dufour schafft es, differenziert an dessen Stärken zu erinnern.

Die Schweiz hätte am Sonderbundskrieg zerbrechen können. Dass sie es nicht tat, ist auch Guillaume Henri Dufour zu verdanken. Als General besiegte er im Namen der Tagsatzung den katholisch-konservativen Sonderbund. Seine Devise, dass man aus diesem Kampf nicht nur siegreich, sondern auch ohne Tadel hervorgehen müsse, erlaubte es der Schweiz nach dem Bürgerkrieg wieder zusammenzuwachsen. Der neue Sammelband «Einigkeit, Freiheit, Menschlichkeit» widmet sich seinem Leben, nicht nur als General, sondern auch als Ingenieur, langjähriger Politiker und Pionier in der Kartografie. Gerade seine Überzeugungen zur bewaffneten Neutralität lohnen die Lektüre, angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und den nachfolgenden Diskussionen zur Schweizer Neutralität.

Beleuchtet werden auch weniger bekannte Seiten Dufours. Der eidgenössische General hegte starke Sympathien für Frankreich, wo er militärisch ausgebildet wurde, und für Napoleon Bonaparte, dem er bis zu dessen Verbannung des Kaisers diente. Später nahm er den Neffen des Kaisers an der Militärschule in Thun auf und entwickelte eine Freundschaft zu ihm. Diese blieb auch bestehen, nachdem dieser in Frankreich die Macht übernahm und sich zu Napoleon III. krönte, was der kurzlebigen zweiten Französischen Republik ein Ende setzte. Seine Beziehung zum Kaiser kam ihm später noch einige Male zugute, beispielsweise in der Eisenbahnpolitik oder bei seiner Arbeit für das Internationale Rote Kreuz, zu dessen Gründungs-Komitee er zählte.

Herausgeber des Sammelbands ist der Historiker Joseph Jung, der unter anderem ein Kapitel zur Schweizer Aussenpolitik in Dufours Zeit beitrug. Bundesrätin Viola Amherd schrieb das Geleitwort. Weitere Beiträge stammen vom Kartografen Hans-Uli Feldmann, dem Wirtschaftswissenschaftler Christoph Schaltegger und dem Professor für Management Ulrich F. Zwygart. Dufour wird hier zwar zelebriert, dies jedoch nicht unkritisch. Ausserdem wird gut begründet, warum wir uns auch heute noch an diesen «Gründervater» der Schweiz und an seine Stärken erinnern sollten. (mg)

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