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Knappe Ressourcen

Der diese Zeilen schreibt, verdankt die erste Begegnung mit dem Thema Ressourcen dem Club of Rome. Als Teenager mit den «Grenzen des Wachstums» und einer Reihe düsterer Prognosen konfrontiert zu werden, hatte durchaus etwas Bedrückendes. Rohöl, Kupfer, Zinn: wie viele Jahre noch? Bis zur Klausur zumindest kannten wir die Antworten – und wussten fortan um […]

Der diese Zeilen schreibt, verdankt die erste Begegnung mit dem Thema Ressourcen dem Club of Rome. Als Teenager mit den «Grenzen des Wachstums» und einer Reihe düsterer Prognosen konfrontiert zu werden, hatte durchaus etwas Bedrückendes. Rohöl, Kupfer, Zinn: wie viele Jahre noch? Bis zur Klausur zumindest kannten wir die Antworten – und wussten fortan um die definitive Gefährdung wichtiger Ressourcen.

Die Prognosen waren falsch, so falsch wie das Weltbild, das ihnen zugrunde lag. Die Welt ist kein geschlossenes System, sie ist auch nicht berechenbar. Dreissig Jahre später warnen die Experten weiter; andere halten dagegen. Pessimisten und Optimisten wähnen sich als Realisten – und streiten. Gibt es, namentlich im Energiebereich, tatsächlich eine Knappheit der Ressourcen? Muss die fortgesetzte Verbrennung fossiler Brennstoffe über die Emission von Kohlendioxid tatsächlich zu einer nachhaltigen Veränderung des Klimas führen? Um Zahlen geht es immer wieder, und darum, was sie bedeuten. Was der einen Seite als erwiesen gilt, ist der anderen ein Hirngespinst. Es entbrennen – nicht zum ersten Mal in der Geschichte – veritable Glaubenskriege um den Stand des Wissens.

Wir wissen nicht, welche Seite in diesem Streit der Zahlen und Interpretationen der Wahrheit näher steht. Orientierungslos stehen wir dennoch nicht da. Weil sich komplexe ökologische (ebenso wie komplexe soziale) Systeme dem Zugriff menschlicher Vernunft weitgehend entziehen, bleibt der Irrtum – auch der wissenschaftlich untermauerte – gewissermassen an der Tagesordnung. Von daher wird man getrost jeder Seite misstrauen dürfen, die ihre Wahrheit mit staatlichem Zwang verbinden will, um sie flächendeckend zu implementieren. Nicht etwa, dass die staatlich-politische Bewirtschaftung von Ressourcen stets im Desaster enden müsste. Der freie Markt indessen leistet mehr; namentlich kann der Irrtum dort ungleich weniger Schaden anrichten: er wird schnell bestraft und korrigiert. Gerechtigkeit verbürgen auch die Märkte nicht, wohl aber bieten sie Orte und Rahmen für friedlichen Tausch. Sind Ressourcenkriege denkbar, wo Märkte funktionieren?

Um Erdöl geht es in unserem Dossier, um Wasser und Luft. Die Auswahl ist zwar nicht beliebig, willkürlich aber schon. Man hätte die Akzente anders setzen können, im Bereich neuer und erneuerbarer Ressourcen etwa. Im kleinen Kreis der Redaktion wurde sogar die Frage diskutiert, ob und inwiefern auch das knappe Gut der Zeit als Ressource zu betrachten sei. Nur war die Zeit zu knapp, als dass wir uns auf eine Antwort hätten einigen können.

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