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Kein Platz für einen Mann

Für die eigene Freiheit die Liebe aufgeben.

Ein väterlicher Freund von mir ist gestorben. Ein Mentor. Vor Jahren hat er mir prophezeit, dass ich dereinst vom Bücherschreiben werde leben können. Dass ich dann leben und reisen könne, wo immer ich wolle. Ich glaubte ihm nicht. Doch er hat recht bekommen. Als ich ihn zum letzten Mal sah, sprach er ein ernstes Wort mit mir. Wolle ich mein Leben freiheitlich leben, sagte er mir, dürfe ich jetzt keinen der drei folgenden Fehler begehen: «Du darfst dich nicht verlieben. Du darfst nicht heiraten. Du darfst nicht schwanger werden.»

Ich musste schmunzeln über diesen Rat eines 73jährigen Mannes an eine 45jährige Frau. Gleichzeitig wusste ich, dass er auch in diesem Punkt recht hat. Eine Beziehung mit einem Mann verträgt sich schlecht mit dem freiheitlichen Leben einer Frau, erst recht nicht, wenn sie eine Nomadin ist. Ja, mehr noch: Fast scheint mir, Frau kann nur wirklich frei sein, wenn sie beziehungsfrei ist. Denn welcher Mann schmeisst Job und Karriere hin, um der freiheitsliebenden Frau zu folgen?

«Welcher Mann schmeisst Job und Karriere hin,

um der freiheitsliebenden Frau zu folgen?»

Ich habe etliche westliche Freundinnen auf Sansibar, deren Leben in kein Schema passen. Alle sind beziehungsfrei. Zum Beispiel Caroline, die wilde Tiere fotografiert und Safaris organisiert. Eine feste Partnerschaft? «Welcher Mann würde akzeptieren, dass ich nur vier Tage pro Monat zu Hause auf Sansibar und sonst in der Wildnis unterwegs bin?», fragt sie zurück. «Ich will keine Beziehung.» Oder Malu: Sie arbeitet entweder in einem Krisengebiet in einer Goldmine oder kümmert sich auf Sansibar um verwahrloste Tiere. Sie sagt: «Ein Mann? Das würde nicht in mein Leben passen.»

Und meine Nachbarin – gerade mal 25 Jahre alt – erklärt mir ganz ernsthaft: «Ich will mich nicht verlieben, weil ich in verschiedenen fremden Ländern leben will. Wenn ich merke, dass ich schwach werde… – töte ich die Raupen in meinem Bauch, bevor sie zu Schmetterlingen werden.» Das ist traurig, eigentlich. Doch mein väterlicher Freund würde wissend und zustimmend nicken.

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