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Ido Gonen illustriert von Dunvek.

Karten des Untergrunds

Ein Gespräch mit Ido Gonen, CTO von Exodigo.

Wer ein Stück Land gekauft hat und darüber nachdenkt, was er darauf bauen könnte, interessiert sich zunächst mal für die Bodenbeschaffenheit: für die nach dem ersten Spatenstich angetroffene Gesteinsschichtart, den Stand des Grundwassers, den Verlauf bestehender Leitungen, Schächte und Tunnels. Zwar existiert oft Kartenmaterial, aber was ist, wenn es fehlt oder nicht auf aktuellem Stand ist? Deshalb offeriert Exodigo einen den Boden evaluierenden Scanner mit einer dazu passenden Software, womit sich eine zentimetergenaue Karte unterirdischer Ebenen anfertigen lässt. «Wir arbeiten mit hochmodernen Sensoren aus verschiedenen Bereichen der Physik und analysieren die Daten mit KI, um eine vollständige Karte des Untergrunds zu erstellen. Es ist, als würde man ein MRT, ­einen CT-Scan und einen Ultraschall zu einem einzigen Bild kombinieren», sagt Ido Gonen, Chief Technology Officer (CTO). Eine solche Evaluation geschieht ohne Spatenstich und Baggereinsatz, mit einem Gefährt, das etwas an einen Rollator erinnert. Für unwegsames Gelände gibt es Drohnen.

Gegründet wurde das Unternehmen am 1. Juni 2021, und schon nach zwei Jahren beschäftigt es über 90 Mitarbeiter, darunter Elektroingenieure, Maschinenbauingenieure, Softwareingenieure und Algorithmenentwickler. Als ich auf der 18. Etage des Nitsba Towers den offenen Raum mit grosszügiger Küche betrete, sitzt das Team gerade in der Mittagspause an einem langen Tisch. Alles ist sehr modern eingerichtet, die Aussicht der einzelnen Teams über verschiedene Teile von Tel Aviv unbezahlbar.

Die ersten Mitarbeiter fanden die Gründer über das im Militärdienst geknüpfte Netzwerk. «Wir riefen die zehn besten Mitarbeiter an, die wir kannten», sagt Gonen. «Als wir uns auf die Suche nach Geldgebern machten, waren wir bereits mit den besten Leuten zusammen.» Das Team sei jetzt vielfältiger und globaler geworden, obwohl es in Israel sehr üblich sei, dass Start-up-Gründer aus dem Militär- und Geheimdienstbereich kämen, erklärt Gonen. «Das ist auch bei unserem Unternehmen der Fall. Überhaupt kommen um die 70 Prozent der CTOs in Israel von den Geheimdiensten.»

Gonen selbst stiess als Softwareingenieur zur Armee, wo er anspruchsvolle Projekte auf nationaler Ebene im Bereich der Cybersicherheit durchführte, in einem Forschungs- und Entwicklungsteam, das er später leitete. Die Details bleiben geheim, doch es liegt nahe, dass es etwas mit Durchleuchtungstechnik zu tun hatte. Denn vor der Firmengründung war unklar, ob ein medizinisches Produkt entwickelt werden sollte, das unter die Haut blickt, oder eines für unter den Boden. In einer Garage, wo das Kernteam vor der Gründung zusammentrat, wurde das finale Produkt bestimmt.

Als Kunden gewinnen konnte Exodigo öffentliche Infrastrukturanbieter wie das britische Elektrizitätsnetzwerk oder die Metro von Los Angeles, aber auch Energiefirmen wie GTI Energy oder TotalEnergies. Tätig werden möchte man in Zukunft auch in der Exploration von Öl, Gas oder Edelmetallen wie Gold oder Silber. Ziel des Unternehmens ist, die Kartierung des Untergrunds zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Dass es sehr viel billiger und auch nachhaltiger ist, den Boden nicht planlos aufzureissen, liegt auf der Hand.

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