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Kalifat ist nicht die Lösung

In Deutschland demonstrieren radikale Muslime für die Einführung eines Kalifats. Damit wären die Aufklärung, die Demokratie, der Rechtsstaat von einem Tag auf den anderen mehr oder weniger Geschichte.

Kalifat ist nicht die Lösung
Kalifat-Demo auf dem Steindamm in Hamburg Ende April 2024. Bild: Imago/Blaulicht News.

 

Am 27. April 2024 haben rund 1’100 Personen in Hamburg für die Herrschaft eines Kalifen demonstriert. Auf Schildern von Demonstrationsteilnehmern waren Losungen wie «Kalifat ist die Lösung», «Staatsräson tötet» oder «Nein zur Wertediktatur» zu lesen.

Was will das Kalifat? Die Herrschaft eines Kalifen. Ein Stellvertreter Gottes – ähnlich, wie das der Papst für die Katholiken ist – soll den Koran für alle auslegen und so das Leben jedes Individuums bestimmen. Gefordert wird nicht weniger als ein theokratischer Staat ohne nationale Grenzen, in dem das islamische Recht der Scharia gilt.

Im Kalifat wären alle Werte, welche sich die Bewohner westlich orientierter Gesellschaften über Jahrhunderte blutig erkämpft haben, sofort am Ende: Die Aufklärung, die Demokratie, der Rechtsstaat wären von einem Tag auf den anderen mehr oder weniger Geschichte.

Organisiert wurde die Demo von der im März 2020 gegründeten Gruppierung «Muslim Interaktiv», deren Social-Media-Kanäle (X / YouTube) begleitet werden von einem Zitat von Ibn Madscha, einem islamischen Gelehrten aus dem 9. Jahrhundert: «Ein Tropfen Blut eines Muslims ist mehr Wert als die Kaaba.» Die Kaaba und der Blutstropfen bilden entsprechend das Logo der Vereinigung.

Am Anlass in Hamburg sprach etwa ein junger Mann, dessen Stimme sich überschlug, als er brüllte, der schlafende Riese Islam werde erwachen (Video, ab 0:52 Minuten). Seine herausgeschrieenen Drohungen sollten alle, denen das freie Leben ein Anliegen ist, erschaudern lassen. Dass solche jungen, zornigen Männer Demokratie und Rechtsstaat unverzüglich abschaffen würden, sollten sie an die Macht kommen, halte ich für glaubwürdig. Sie vertreten ihre eindeutig verfassungsfeindliche Haltung in aller Öffentlichkeit. Natürlich haben sie breite Kritik geerntet. Doch was, wenn es weitergeht?

Was, wenn es bei der nächsten Demonstration eine Million sind, die sich solchen verfassungsfeindlichen Positionen anschliessen – zum Beispiel Studenten? Auf dem Campus einer der renommiertesten westlichen Universitäten, der University of California (UCLA), wird bereits gemeinsam muslimisch gebetet (Video, 50 Sekunden). Sollten Islamisten die Macht ergreifen: für welche Seite entscheiden sie sich?

Stellen wir uns einen Moment vor, es wären 1’100 Neonazis gewesen, die in Hamburg demonstiert hätten und Losungen wie «Nationalsozialismus ist die Lösung» oder «Nein zur Wertediktatur» skandiert hätten. Ich wette, die deutschsprachigen Medien würden seither über kaum etwas anderes berichten.

Doch Naziparolen sind offenbar für einige nur schwer zu erkennen, wenn sie nicht von Leuten mit rasierten Schädeln in Bomberjacken kommen. Dabei muss man nur hinhören (Video, 16 Sekunden): «Vielleicht wird es auch mal Zeit für einen Deutschen, einen deutschen Führer, ein Krebsheiler, der dieses Land befreit, der dieses Land vom Zionismus befreit.» Gesagt wurde dieser Satz an einer Pro-Palästina-Demonstration am Samstag in Berlin.

Die freiheitlich denkenden, individualistisch gesinnten Menschen in Europa müssen diese radikalen Tendenzen ernstnehmen. Tun sie es nicht, dürfen sie sich nicht wundern, wenn sie in zehn oder zwanzig Jahren in einem komplett anderen System aufwachen.

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