Ja, Bildung lohnt sich
Falls Ihre Kinder eines Tages erbost die Notwendigkeit von Deutsch- und Matheunterricht hinterfragen, sollten Sie ihnen «Bildung als Verantwortung» ans Herz legen.
Wozu eigentlich jahrelang die Schulbank drücken? Für den ehemaligen Deutschlehrer Jürg Beat Honegger gibt es auf diese Frage klare Antworten: Bildung ist nötig, weil sie Türen zur Sicherung der materiellen Existenz öffnet. Wer gebildet ist, kriegt Zugang zu gutbezahlten Jobs. Obwohl dieser Aspekt durch die Lehrpläne und Bildungsreformen der vergangenen Jahre zunehmend in den Fokus gerückt ist, fängt er nur einen Teilaspekt der Bildung ein: Bei Bildung geht es nämlich nicht nur um das Geld, sondern auch um den Geist. Bildung schärft die Sinne, hilft jungen Menschen bei der Selbstkenntnis und der Identitätsfindung. Diese zweite Dimension der Bildung ist von grosser Wichtigkeit: Gelingt sie nämlich, werden Jugendliche ihr Potenzial entfalten und ihr erworbenes Können verantwortungsbewusst in den Dienst der Gesellschaft stellen.
Jürg Beat Honegger erklärt in seinem neuen Buch «Bildung als Verantwortung» (Chronos, 2021), dass Bildung nicht auf das Klassenzimmer begrenzt ist und dass die Gelehrtheit nicht nur den Kompetenzerwerb von «Skills», sondern auch die Ausbildung zur bewussten und freien Reflexion beinhaltet. Zudem zeigt Honegger auf, wie ausgewählte Lieblingslektüren aus dem Deutschunterricht zur Identitätsstiftung beitragen können: Goethes «Iphigenie auf Tauris» zum Beispiel kann gut und gerne als Ratgeber bei der Verarbeitung von Schuldgefühlen beigezogen werden. (jb)