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In dieser Ausgabe

Editorial

Editorial

Die Universität Zürich feiert ihr 175jähriges Jubiläum. Herzliche Gratulation! Ein Vergleich mit der Zeitschrift, die Sie in den Händen halten, sei an dieser Stelle erlaubt. Die «Schweizer Monatshefte» sind genau halb so alt wie die Universität. Beide Institutionen haben sich immer wieder regeneriert, um ihrer Idee – der Suche nach «Wahrheit» respektive nach «Wahrhaftigkeit» – […]

Dossier «Regeneration der Universität»

(1) Wille zur Exzellenz

Gespräch mit Hans Weder Will eine Universität sich international behaupten,
muss sie auf Höchstleistungen setzen. Jeder soll studieren können, aber nicht jeder muss automatisch für jedes Masterstudium zugelassen werden. Hans Weder, Rektor der Universität Zürich, wünscht sich mehr Entscheidungsautonomie für die Universitäten – und ein Ende falscher helvetischer Bescheidenheit.

Zürich, Spiegelgasse 12

Als Georg Büchner 1837 in Zürich nur 23jährig starb, fanden sich in seinem Nachlass drei unpublizierte Werke: ein abgeschlossenes Manuskript von «Leonce und Lena» sowie Bruchstücke von «Lenz» und die «Woyzeck»-Entwürfe, geschrieben in bis heute nicht an allen Stellen entzifferter Handschrift auf brüchigem, dünnem Gebrauchspapier. Allein diese Entwürfe sind erhalten geblieben. Auch 170 Jahre später ist die wissenschaftliche Aufarbeitung des Nachlasses nicht abgeschlossen und eine kritische und kommentierte Gesamtausgabe aller Zeugnisse Büchners nicht vollendet. 1992 wurde von dem Potsdamer Germanisten Henri Poschmann «Georg Büchner. Sämtliche Werke, Briefe und Dokumente» in zwei Bänden herausgegeben. Seit 2000 erscheint eine auf 10 Bände angelegte historisch-kritische Marburger Büchner-Ausgabe, deren letzter Band 2012 fertiggestellt sein soll. Burghard Dedner, Gesamtherausgeber der Ausgabe, und Gerald Funk, Mitherausgeber des «Woyzeck»-Bandes, berichten im folgenden von der Wirkungs- und Editionsgeschichte des Nachlasses, der als Beginn der modernen europäischen Prosa gilt.

Was heisst denn hier Freiheit?

Eine Antwort aus dem Stegreif von Philippe Rey «Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit, und von der Notwendigkeit der Geister, nicht von der Notdurft der Materie will sie ihre Vorschrift empfangen. Jetzt aber herrscht das Bedürfnis und beugt die gesunkene Menschheit unter sein tyrannisches Joch. Der Nutzen ist das grosse Idol der Zeit, dem alle Kräfte fronen und alle Talente huldigen sollen.»
(Friedrich Schiller)

Aktuelle Debatten

Die Regenerationsmaschine

Wird eine Eidechse bedroht, kontrahiert sie im hinteren Körperbereich den Ringmuskel und stösst damit ihren Schwanz ab. Innert kurzer Zeit wächst der Schwanz jedoch wieder nach – er regeneriert. Muss einem Patienten wegen eines Tumors ein grösserer Teil der Leber chirurgisch entfernt werden, wächst auch diese wieder nach – die Leber regeneriert, Grösse und Funktion […]

Kultur

Schweizer Literatur in Kurzkritik VI

Reisen: rund ums Mittelmeer oder in Deutschlands östlichsten Osten; einwärts, nach Amrain oder Bern; oder rückwärts, auf einem Trip durch 100 Jahre globales Shopping. dies und vieles mehr findet sich in 11 Büchern, vorgestellt in der sechsten Folge der Schweizer Literatur in Kurzkritik. Fortsetzung folgt.

Es schreiben:
Christoph Simon über Markus Bundi: «Das Grinsen des Horizonts». Eggingen: Isele, 2007.

Hans-Rüdiger Schwab über Gerhard Meier: «Baur und Bindschädler». Amrainer Tetralogie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2007.

Markus Köhle über Susanna Schwager: «Die Frau des Metzgers». Zürich: Chronos, 2007.

Rüdiger Görner über Christine O’Neill: «Zerrinnerungen. Fritz Senn zu James Joyce». Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung 2007.

Georg Deggerich über Alain Claude Sulzer: Privatstunden. 237 Seiten. Edition Epoca. Zürich 2007. 19,80 Euro.

Jesko Reiling über Stiftung Rudolf von Tavel (Hrsg.): «Uf d Liebi chunnt’s alleini a. Mit Rudolf von Tavel in das 18. Jahrhundert». Mit 40 Fotografien von Jürg Bernhardt und Audio-CD. Muri bei Bern: Cosmos, 2007.

Katrin Hillgruber über Perikles Monioudis: «Land». Zürich: Ammann, 2007.

Klaus Hübner über Michael Guggenheimer: «Görlitz. Schicht um Schicht. Spuren einer Zukunft». Bautzen: Lusatia , zweite Auflage 2005, und Gerald Grosse: «Unterwegs in Görlitz». Mit Texten von Michael Guggenheimer und Andreas Bednarek. Bautzen: Lusatia, 2007.

Beat Mazenauer über Reto Hänny: «Flug». Frankfurt: Suhrkamp 2007.

Markus Bundi über Mara Kempter: «Hin und zurück. Lyrische Texte». Eggingen. Edition Isele 2007.

Ute Kröger über Ernst Pfenninger: «Globus – das Besondere im Alltag. Das Warenhaus als Spiegel der Gesellschaft». Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung. 2007.

Parkieren. Literatur

Hans Boesch war Schriftsteller und Ingenieur. Und träumte beides zusammen: Natur, Sinnlichkeit und Phantasie wollte er zu einer Einheit mit Abstraktion, menschlicher Logik und Technologie zusammenführen. Aus Anlass der Wiederauflage von Boeschs «Ingenieurstrilogie» drucken wir, nach einer Einführung in sein Werk, eine bisher unveröffentlichte Erzählung aus dem Nachlass.

Emil Staiger – Der Erotiker der Literaturwissenschaften

Für Peter von Matt war sein Lehrer Emil Staiger der «bisher fulminanteste Erotiker der deutschen Literaturwissenschaft». Staiger und die Erotik – passt das zusammen? Seine Studenten erinnern sich, dass der Zürcher Germanist schon bei vorsichtigen sexuellen Deutungen von Goethe-Gedichten erstarren konnte. Im «Zürcher Literaturstreit» kritisierte er vehement Freizügigkeiten auf dem Theater und beklagte, dass die […]

Land

Nikosia, Izmir, Albanien, Barcelona oder Piräus Wie folgt man den Spuren längst zerstäubten Zuckergebäcks? Ein Schweizer Diplomat mit griechischen Wurzeln, im Roman nur «der Reisende» genannt, beginnt in Alexandria eine Odyssee rund ums Mittelmeer. Er sucht die verschollene Rezeptsammlung seines Grossvaters, eines Konditors. Inspiriert von den heiseren Ohrwürmern der legendären ägyptischen Sängerin Umm Kalsum und […]

Das Grinsen des Horizonts

Gehst als Tagwandler Manche Bücher erzählen Geschichten, andere vermitteln Wissenswertes. Wieder andere scheinen nichts weiter zu beabsichtigen als zu schwingen wie die Saite eines Instruments. Der Leser ist eingeladen, als Resonanzkörper mitzuspielen. Markus Bundis «Das Grinsen des Horizonts» ist eine schwingende Saite. In drei Teilen versammelt der Band parolenabgeneigte Prosa und furios zurückhaltende Lyrik. Der […]

Baur und Bindschädler

Amrain, Zentrum der Welt «Toteninsel», «Borodino», «Die Ballade vom Schneien» und «Land der Winde»: mit diesen 1979 bis 1990 erschienenen vier schlanken Romanen vor allem verbindet sich Gerhard Meiers später Ruhm. Aus Anlass seines 90. Geburtstags am 20. Juni letzten Jahres hat Suhrkamp sie in einer schmuck ausgestatteten Kassette neu vorgelegt. Welche Faszination von dem […]

Privatstunden

Mit Hund über der Schulter Alain Claude Sulzers neuer Roman handelt von grossen Themen: Vertrauen und Verrat, erfüllten und unerfüllten Hoffnungen, Stolz und Selbstachtung. Im Zentrum der Geschichte steht der 22jährige Leo Heger, der im Sommer 1968 aus seiner tschechischen Heimat flieht und über Wien in die Schweiz gelangt. Durch ein Sozialwerk findet er Quartier […]

Flug

Abheben mit Reto Hänny Der Anfang ist unverändert geblieben, und ebenso das Ende. Dazwischen aber hat Reto Hänny seinen Roman «Flug» von 1985 gehörig durcheinandergewirbelt, so dass dessen Neufassung ein anderes Gesicht zeigt. Hänny hat den Roman beschleunigt, indem er ganze Absätze gestrichen hat, etwa solche, die von den Pionieren des Flugwesens erzählten. Demgegenüber verlieh […]

Uf d Liebi chunnt’s alleini a. Mit Rudolf von Tavel in das 18. Jahrhundert

Begehrte Berner Barettlitöchter Den Bernern sagt der Volksmund gerne einen Hang zur Gemächlichkeit nach. Die Lektüre der Erzählungen des «Klassikers der berndeutschen Literatur», Rudolfs von Tavel (1866–1934), lässt jeden Nichtberner erfahren, worin diese Gemütlichkeit gründet: im Dialekt. Beginnt man nämlich von Tavels in Berndeutsch geschriebene Geschichten zu lesen, so muss man zunächst erfahren, dass sich […]

Görlitz. Schicht um Schicht. Spuren einer Zukunft

Ein Schweizer in Görlitz Der in der Schweiz nicht nur wegen seiner langjährigen Tätigkeit für «Pro Helvetia» bekannte Schriftsteller und Fotograf Michael Guggenheimer ist im Sommer 2007 für seine Verdienste um die an der Lausitzer Neisse gelegene Doppelstadt Görlitz/Zgorzelec mit deren Europamedaille ausgezeichnet worden. Seine jüdischen Vorfahren hatten die nicht nur wunderschöne und kulturhistorisch bedeutende, […]

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