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In dieser Ausgabe

Editorial

Editorial

«Jenseits von Liberalismus light» heisst das Dossier dieser Ausgabe. Die «Schweizer Monatshefte» haben sich seit ihrer Gründung 1921 stets aktiv an der Weiterentwicklung liberaler Wertvorstellungen beteiligt. Das aktuelle Heft ist ein Beitrag zu dieser Auseinandersetzung, die jenseits des aktuellen partei- und tagespolitischen Gezänks geführt wird. Es geht um das liberale Selbstverständnis am Anfang des 21. […]

Dossier «Jenseits von Liberalismus light»

(0) Auftakt

Kaffee – aber bitte ohne Koffein! Coca Cola – aber bitte ohne Kalorien! Liberalismus – gerne, aber bitte in leichtverdaulicher Form, sozusagen mit einer erträglichen Dosis Freiheit: Liberalismus light… In unserer virtuellen Welt, deren Begriffe alles und folglich auch das Gegenteil von allem bedeuten, sind alle irgendwie liberal. Das Spektrum reicht von «klassisch liberal» über […]

Was heisst denn hier Freiheit?

Eine Antwort aus dem Stegreif von Martin Bäumle «Vieles im Widerstand gegen ein System der Freiheit unter allgemeinen Gesetzen stammt aus der Unfähigkeit, sich eine wirkungsvolle Koordination der menschlichen Tätigkeiten ohne bewusste Organisation durch eine befehlende Intelligenz vorzustellen. … Eine solche gegenseitige Anpassung der spontanen Tätigkeiten der einzelnen kommt durch den Markt zustande.»
(F.A. von Hayek: «Die Verfassung der Freiheit»)

Vorschau

Die nächste Ausgabe Das Dossier der Ausgabe Februar 2008 gilt dem Thema «Regeneration der Universität». Gast in der Galerie ist Thomas Huber. Aus der Agenda 2008 «Appenzell» «Kunst der Kritik» «Global, lokal» «La Chaux-de-Fonds» «Endlichkeit» Zuletzt erschienen «Knappes Wasser» «Staaten in der Schuldenfalle» «Aargau – ein Kanton startet durch» «Der Mensch und die Grenzen seiner […]

Aktuelle Debatten

Zehn liberale Gebote

Nicht von Gott zu Menschen, sondern von Menschen zu Menschen: eine Tafel mit zehn liberalen Geboten an die Regierenden zur Beschränkung ihrer Macht. Vor- und Nachteil zugleich: wer sich nicht an die Gebote hält, muss nicht mit Höllenstrafen rechnen.

Wie wir unsere Standpunkte finden

Zu vielen Themen haben wir zwar eine Meinung. Doch sie zu begründen, fällt uns meist nicht ganz so leicht. Mehr als uns lieb ist, müssen wir uns auf unsere Emotionen verlassen oder uns auf Autoritäten berufen. Überlegungen, unter welchen Bedingungen das nicht so schlimm sein muss und warum wir gar nicht anders können.

Kultur

Fremdschläfer

Nobody in Montreal In jenem «alten Haus der Sprache», in dem sich laut Karl Kraus alle Schriftsteller (und Epigonen) tummeln, will Verena Stefan kein Wohnrecht mehr besitzen. Im Gegenteil: die 1947 in Bern geborene Autorin ist Ende der 1990er Jahre bewusst aus diesem morsch gewordenen Gebäude ausgezogen und in die Fremde gegangen, nach Kanada, ins […]

Saubere Wäsche

Zwei Morde in Zürich… Es wird viel getrunken in diesem Kriminalroman. Vor allem Hochprozentiges. Auch Johanna di Napoli, ehemals Übersetzerin und jetzt Wachtmeisterin bei der Zürcher Stadtpolizei, greift gerne zur Whiskyflasche. Als Spezialistin für häusliche Gewalt und Sexualdelikte steht sie mitten in der Kampfzone der Geschlechter. Dabei sind die Gewichte sehr ungleich verteilt, denn die […]

Der Mauersegler

…auch ein Agentenroman braucht Tote… Im Grunde fehlt mir ja der Zugang zu Agentenromanen, dachte ich. Alle diese Decknamen, Beschattungen, Verdächtigungen: sie sind doch – verdächtig. Aber wessen? Immer gleicher Strickmuster! Nein, die Welt von John le Carré & Co. überlasse ich gerne den Carréristen, so mein lang gehegtes Vorurteil, das nicht einmal der Urvater […]

Es klopft

Der Mittelstands-Ehemann, kein Mörder Der Titel wäre von gerissener Simplizität. Wer klopft, könnte immer schon jener sein, auf den wir ein Leben lang warten. Hier aber ist es Eros, der sich ankündigt. Es klopft eine fremde Frau. Zuerst ans Zugfenster. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt hinter der Scheibe ignoriert sie. Doch wenig später klopft sie erneut, an die […]

Eine Frage der Zeit

Erfolgsexpress Abenteuerroman Verfasser von Abenteuergeschichten hatten es meist nicht leicht. Sie waren die Stiefkinder der Literaturgeschichte. Geliebt vom Publikum, wurden sie vom gehobenen Feuilleton im besten Fall ignoriert. Ich denke an Robert Louis Stevenson, der lange warten musste, bis er seinen Status als Klassiker erlangen konnte; ich denke an Jules Verne und James Fenimore Cooper. […]

Vom Leben, vom Tod und vom Übrigen auch dies und das. Frankfurter Poetikvorlesungen

Nochmals: Poetikvorlesungen von Urs Widmer Poetikvorlesungen handeln in den seltensten Fällen von literarischer Theorie, sondern sind vielmehr Selbstverständigungsversuche der Autoren über ihr eigenes Tun und Schaffen. Insofern folgt Urs Widmer einer guten Tradition, wenn er seine im Frühjahr an der Universität Frankfurt gehaltenen Poetikvorlesungen unter den weitläufigen Titel stellt: «Vom Leben, vom Tod und vom […]

Lies und werde reich. Geschichten vom Geld

Es interessiert: wird der Rezensent jetzt reich? «Das Geld liegt auf der Strasse – warum sehe ich es nicht? Ich muss in einer anderen, der falschen Welt leben», schreibt Al Imfeld. Wie ihm, mag es der Weltbevölkerungsmehrheit gehen. Und deswegen beschenkt Imfeld sie in seiner neuen Geschichtensammlung mit Tips, wie sie reich werden könnte: man […]

Die Tanne brennt!

Alle Jahre wieder: Die Tanne brennt auch 2008 Die Geschichte, in der der Autor sich am weitesten vorwagt, ist die drittletzte des Bandes «Die Tanne brennt!» von Beat Brechbühl. Schöpfer heisst der Protagonist ihrer Binnenerzählung, er ist Angehöriger der Generation Fünfzig plus und frisch gebackener Eheaussteiger. Als Vertreter von Assekuranzen bedient er die «Gier nach […]

Paranoia City. Der Fall Ernst B.; Selbstzeugnis und Akten aus der Psychiatrie um 1900.

Boomtown Basel Basel war die Schweizer boomtown des 19. Jahrhunderts: 16’000 Menschen wohnten um 1800 in den beiden Teilen der Stadt, hundert Jahre später bereits fast siebenmal soviel, nämlich 109’000. Eine rasante Industrialisierung hatte Zehntausende von Einwanderern aus dem In- und Ausland angezogen, darunter auch den Coiffeur Ernst B. aus Büren an der Aare, der […]

Singende Eisen, Spangen und Gleise. Vier dichtende Maultrommler und maultrommelnde Dichter»

Fault nicht, klebt nicht, riecht nicht, nässt nicht «Singende Eisen, Spangen und Gleise» nennt sich das Programm, das seit Jahren vier illustre Musiker und Autoren auf der Bühne zusammenführt. Anton Bruhin, Bodo Hell, Michel Mettler und Peter Weber geben gemeinsam ein mixtum compositum zum Besten, das nun auch auf CD vorliegt. Im ausgewogenen Wechselspiel von […]

Nichts ist unerträglicher als die Freiheit…

Fjodor Dostojewskij (1821 bis 1881) Von dem russischen Schriftsteller Fjodor Dostojewskij stammt – aus seinem Roman «Die Gebrüder Karamasow» – eines der leidenschaftlichsten Plädoyers für die persönliche Freiheit. Iwan Karamasow erzählt seinem Bruder Aloscha von einer Dichtung, die sich um die Wiederkehr Jesu im 16. Jahrhundert in Sevilla dreht. Der Grossinquisitor lässt Jesus gefangennehmen und hält, ihm zugewandt, einen Monolog über das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit und Bevormundung, aus dem wir hier zitieren.

Es bleibt dabei: das letzte Wort hat die Sprache

Sprachrichtig und einheitlich – am 31. Oktober 2007 stellte die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) ihre Empfehlungen vor. Die Eröffnungsrede hielt Christoph Stalder.

1996 löste die Rechtschreibreform heftige Kontroversen aus. In den folgenden 10 Jahren wurde die Reform mit immer weiteren Reformen reformiert – sie machten alles immer schlimmer: Uneinheitlichkeit und Unzufriedenheit wuchsen, die Orientierungslosigkeit nahm zu. Zuletzt blieb der Rat für Rechtschreibung im Versuch, die ärgsten Fehler der Reform zu tilgen, auf halben Weg stecken; zurück blieb ein Dschungel von Varianten. Im Sommer 2006 gründeten daher Sprachwissenschafter sowie Vertreter aus dem Verlagswesen und der Presse in Zürich die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) mit dem Ziel, «in der Presse und Literatur eine einheitliche und sprachrichtige Rechtschreibung zu fördern».

«Bei Varianten die herkömmliche» – diese erste Empfehlung verabschiedetete die SOK am 1. Juni 2006, um die Varianten der Reform und des Rates einzudämmen. Es soll nun wieder ausschliesslich aufwendig und nicht auch aufwändig gelten, man soll recht und nicht auch Recht haben, die Schillersche Ballade und nicht die Schiller’sche lesen können und dabei aufs äusserste und nicht länger wahlweise aufs Äusserste gespannt sein. Die SOK empfiehlt ausserdem die herkömmlichen Kommaregeln und die morphologischen Worttrennungen am Zeilenende: Chir-urg und nicht Chi-rurg. Diese Ausrichtung nach den über Jahrhunderte gewachsenen und bewährten Schreibgewohnheiten, dieser Abbau des von oben verordneten, weder durch Sprachrichtigkeit noch Einheitlichkeit ausgezeichneten Regelwerks war konsequent, hatte doch der Rat für deutsche Rechtschreibung, manche Fehler der Reformer einsehend, Schritt für Schritt die Reform von 1996 rückgängig gemacht.

Viel versprechend trat die Rechtschreibreform an, gab sich, als sei alles wohldurchdacht. Doch vielversprechend war sie für die meisten nicht, dass sie wohl durchdacht sei, war nur mit viel Entgegenkommen zu vermuten. Vielversprechend /viel versprechend wie auch wohldurchdacht / wohl durchdacht sind keine Varianten, da hier die unterschiedlichen Schreibweisen einen Bedeutungsunterschied ausdrücken. Die Rechtschreibreform hatte diese Unterschiede zunichte gemacht, indem sie vielversprechend und wohldurchdacht für falsch und allein die Getrenntschreibung für orthographisch korrekt erklärte. Die SOK hingegen empfiehlt, wieder beide Schreibweisen zu verwenden und so die Vielfalt der Bedeutungsnuancen nicht einer falschverstandenen Vereinfachung zu opfern.

Viele weitere Widersprüche, Inkonsistenzen und sprachhistorisch falsche Herleitungen veranlassten die SOK, für alle kritischen Fälle Wortlisten zu erstellen; diese betreffen unter anderem Fremdwörter, englische Fügungen, geographische Ableitungen, die Gross- und Kleinschreibung oder die Frage, was passiert, wenn drei Konsonanten aufeinandertreffen (Der vollleibige Balletttänzer geniesst, sich volllaufen lassend, die Flussschifffahrt). Ihre abschliessenden Empfehlungen legte die SOK auf ihrer diesjährigen Herbsttagung in Zürich vor. Die Teilnehmer verabschiedeten eine Resolution, die die Zeitungen der Deutschschweiz einlädt, die «Empfehlungen im Sinne einer sprachrichtigen und einheitlichen Rechtschreibung zu übernehmen». Eine Einladung, der die «Schweizer Monatshefte» gerne folgen. (Die Resolution und die Wortlisten sind unter www.sok.ch zu finden.)

Im folgenden drucken wir, leicht gekürzt, die Rede von Christoph Stalder, mit der er die Herbsttagung der SOK eröffnet hat.

Suzann-Viola Renninger

Schweizer Literatur in Kurzkritik V

Morde, Morde, Morde, auch in Zürich. Was halb so schlimm ist, betreten doch auch neue, noch unverbrauchte Kommissare die literarische Bühne. Dies und vieles mehr in findet sich in 15 Büchern und einer CD, vorgestellt in der fünften Folge der «Schweizer Literatur in Kurzkritik». Fortsetzung folgt.

Es schreiben

Klaus Hübner über Francesco Micieli: «Mein Vater geht jeden Tag vier Mal die Treppe hinauf und herunter. Texte zu Sprache und Heimat». Biel: die brotsuppe, 2007.

Michael Braun über Verena Stefan: «Fremdschläfer». Zürich: Ammann, 2007.

Joachim Feldmann über Michael Herzig: «Saubere Wäsche». Dortmund: Grafit, 2007.

Markus Köhle über Susy Schmid: «Das Wüste lebt». Muri: Cosmos, 2007.

Sabine Kulenkampff über Stephan Pörtner: «Köbi Santiago». Zürich: Bilger, 2007.

Rüdiger Görner über Peter Zeindler: «Der Mauersegler». Zürich: Arche, 2007.

Thomas Sprecher über Franz Hohler: «Es klopft». München: Luchterhand, 2007.

Beat Mazenauer über Anton Bruhin, Bodo Hell, Michel Mettler & Peter Weber: «Singende Eisen, Spangen und Gleise. Vier dichtende Maultrommler und maultrommelnde Dichter». Audio-CD. Basel: Urs Engeler, 2007.

Ute Kröger über Ruth Werfel (Hrsg.): «Gehetzt. Südfrankreich 1940. Deutsche Literaten im Exil». Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2007.

Gerald Funk über Alex Capus: «Eine Frage der Zeit». München: Knaus, 2007.

Georg Deggerich über Urs Widmer: «Vom Leben, vom Tod und vom Übrigen auch dies und das. Frankfurter Poetikvorlesungen». Zürich: Diogenes, 2007.

Christoph Simon über Al Imfeld: «Lies und werde reich. Geschichten vom Geld. Zürich: Rotpunktverlag, 2007.

Hans-Rüdiger Schwab über Beat Brechbühl: «Die Tanne brennt!» Geschichten zur Weihnachtszeit». Frauenfeld: Huber, 2007.

Roger Ehret über Stefan Nellen, Martin Schaffner & Martin Stingelin (Hrsg.): «Paranoia City. Der Fall Ernst B.; Selbstzeugnis und Akten aus der Psychiatrie um 1900.» Basel: Schwabe, 2007.

Katrin Hillgruber über Regina Ullmann: «Die Landstrasse. Erzählungen. Mit einem Nachwort von Peter Hamm». Zürich: Nagel & Kimche, 2007, und über Eveline Hasler: «Stein bedeutet Liebe». Zürich: Nagel & Kimche, 2007.

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