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In dieser Ausgabe

Editorial

EDITORIAL

Was Philosophen gerne ignorieren, ist für Ökonomen der Anfang aller Theorie: der Mensch ist ein Lebewesen, das tauschen kann. Getauscht werden nicht nur Waren, sondern auch Gefühle, Überzeugungen und Gewissheiten. Um letzteres geht es beim Schuldenmachen. Schuldner und Gläubiger tauschen eine gegenwärtige Gewissheit gegen eine künftige Ungewissheit – wobei der eine bezahlt und der andere […]

Dossier «Staaten in der Schuldenfalle»

(0) Auftakt

Die deutsche Sprache verwendet für finanzielle Verpflichtungen und für moralische Defizite dasselbe Wort: Schuld. Die Sprache, die oft intelligenter ist als jene, die sie spontan benützen, signalisiert, dass Verschuldung, sowohl für Private als auch für Staaten, nicht problemlos ist, obwohl sie in einer arbeitsteiligen, technisch zivilisierten, kapitalistisch vernetzten Welt zur Normalität gehört. Schulden und deren […]

(7) Schnitt ins eigene Fleisch

Das wahre Problem der Verschuldung ist nicht die Belastung zukünftiger Generationen. Zunehmende Staatsverschuldung kann etwa zu Bodenwertverlusten und auch zu höheren Mietpreisen führen, unter denen die gegenwärtige Generation leidet. Ein Ausweg sind vom Volk gewählte Gremien, die die Regierungs- und Parlamentsarbeit kontrollieren, und zwar auf allen Ebenen – von der Gemeinde bis hin zur EU.

Die Spaltung der Schweizer Psychoanalyse

Die Schweizer waren nach dem Austritt der Jungianer lange die enfants terribles in der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung. Viele traten ihr gar nicht bei, und diejenigen, die mitmachten, verärgerten Freud mit ihrem Kantönligeist. Das letzte Drama in der bald 100jährigen Geschichte war eine Spaltung, die niemand wollte.

Vorschau

Die nächste Ausgabe Das Dossier der Ausgabe November 2007 gilt dem Thema «Wasser». Gast in der Galerie: Cláudio Antunes. Aus der Agenda 2007/08 «Jugend und Gesellschaft» «Liberalismus in der Krise?» «Kunst der Kritik» «Die Regeneration der Universität» «La Chaux-de-Fonds» «Endlichkeit» Zuletzt erschienen «Aargau – ein Kanton startet durch» «Der Mensch und die Grenzen seiner Natur» […]

Woman’s place is on the top!

Es war nie leicht, auf einen Berg zu steigen. Noch schwieriger aber war es, als Alpinistin anerkannt oder gar gefördert zu werden. Die Ausübung der «Männertätigkeit» Bergsteigen bescherte nicht selten gewichtige Identitätsprobleme, und ständig drohte das Urteil, keine richtige Frau zu sein. Tanja Wirz beschreibt in ihrem wunderbar illustrierten und bereichernden Buch «Gipfelstürmerinnen», wie der […]

fackeln, Nepp, Nutte…

Es bedarf einiger verlegerischer Hoffnungen, einem grösseren Publikum eine Veröffentlichung über ausgestorbene Gaunersprachgepflogenheiten vorzulegen. Die Gauner gibt es immer noch, das Rotwelsch, ihre bis ins 20. Jahrhundert hinein verwendete Geheimsprache, hingegen nicht mehr. Der bekannte Sprachforscher Hansjörg Roth – er ist auch Verfasser des «Jenischen Wörterbuchs» (2001) – hat in «Barthel und sein Most. Rotwelsch […]

This is your Captain speaking…

Es geht um die Badersdorfer, um die Menschen wie das Dorf. Adrian Naef schafft mit dem Roman «Die Rechenmachers» das Porträt einer Zeit, die kurz nach dem Krieg einsetzt und bis in die Sechzigerjahre reicht. Badersdorf liegt zwischen den beiden grossen Schweizer Flughäfen, zwischen Dübendorf und Kloten, und ist schon bald als Wallisellen zu erkennen […]

Aktuelle Debatten

Wie viele Schulden verträgt der Mensch?

Die Menschen haben zu Schulden gemeinhin ein ambivalentes Verhältnis. Auf der einen Seite sind diese Gegenstand von Ermahnung, auf der andern Seite ebensooft Gegenstand von Verharmlosung. Das gilt auch für die Staatsverschuldung. «Wir schulden sie ja nur uns selber», pflegen manche zu sagen. Der private Konsumverzicht, der mit der schuldenfinanzierten Erhöhung von Staatsausgaben verbunden ist, […]

Kultur

Schweizer Literatur in Kurzkritik, Folge III

«Wie man über Bücher spricht, die man nicht gelesen hat», so lautet der Titel des soeben auf deutsch erschienenen Buches des französischen Literaturprofessors und Psychoanalytikers Pierre Bayard. In Frankreich war das Buch ein Bestseller, nun erscheint es gleich in 13 weiteren Ländern – eine willkommene Apologie für alle Nichtleser, die dennoch die gepflegte Konversation über Bücher lieben. (Auch Bayards Buch selbst muss ja nicht aufgeschlagen werden, ist doch der Titel schon vielsagend genug.) All denen, die weiterhin und dennoch Bücher lesen wollen, sei die Folge III wie auch alle weiteren Fortsetzungen unserer «Schweizer Literatur in Kurzkritik» gewidmet. Doch auch den passionierten Nichtlesern, die nun, dank Bayard, von den letzten Resten schlechten Gewissen befreit, über Welt- und nicht ganz so grosse Literatur kennerhaft reden können, seien die Besprechungen ans Herz gelegt. Sie geben mit maximal 4’000 Anschlägen Inspirationen über den Titel hinaus, so dass das Nichtlesen des Buches möglicherweise noch inspirierender werden mag.

Es schreiben:

Hans-Rüdiger Schwab über Jean Starobinski: «Die Zauberinnen. Macht und Verführung in der Oper». München: Hanser, 2007

Marcus Jensen über Peter Weber: «Die melodielosen Jahre». Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 2007.

Andreas Heckmann über Lukas Hartmann: «Die letzte Nacht der alten Zeit». München: Nagel & Kimche, 2007.

Michael Braun über Annette Mingels: «Romantiker. Geschichten von der Liebe». Köln: Dumont 2007.

Anett Lütteken über Regina Dieterle: «Lydia Escher. Theodor Fontane und die Zürcher Tragödie». Zürich: Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2006.

Christoph Simon über Tanja Wirz: «Gipfelstürmerinnen». Baden: hier + jetzt, 2007.

Ute Kröger über Karin Andert (Hrsg.): «Monika Mann. Das fahrende Haus» Reinbek: Rowohlt 2007.

Beat Mazenauer über Hanna Johansen: «Der schwarze Schirm». München: Hanser 2007.

Patricia Klobusiczky über Petra Ivanov: «Kalte Schüsse». Herisau: Appenzeller Verlag, 2007.

Joachim Feldmann über Hanjörg Schneider: «Hunkeler und der Fall Livius«. Zürich: Ammann, 2007.

Christine E. Kohli über Heinz Bütler & Wolfgang Frei (Hrsg.): «Die Nacht ist heller als der Tag. Das kurze Leben des Malers Andreas Walser.» Bern: Benteli, 2007.

Beat Mazenauer über Perikles Monioudis: «Im Äther / In the Ether». Aachen: Rimbaud Verlag, 2007.

Duke Seidmann über Hansjörg Roth: «Barthel und sein Most. Rotwelsch für Anfänger». Frauenfeld: Huber, 2007.

Markus Bundi über Adrian Naef: «Die Rechenmachers». Eggingen: Edition Isele, 2006.

Klaus Hübner über Jochen Kelter: «Ein Vorort zur Welt. Leben mit Grenzen». Frauenfeld: Waldgut, 2007.

Jesko Reiling über Erich Sutter: «Irminger, Chirurgus. Roman einer Ärztefamilie (1769–99)». Zürich: Zytglogge 2007.

Marco Baschera über Felix Philipp Ingold: «Tagesform. Gedichte auf Zeit». Graz: Droschl, 2007.

Gérald Froidevaux über Service de Presse Suisse (Hrsg). «Viceversa Literatur 1. Jahrbuch der Literaturen der Schweiz». Zürich: Limmat Verlag, 2007. (Die französische bzw. italienische Ausgabe erscheint bei Editions d’En bas, Lausanne, bzw. Edizioni Casagrande, Bellinzona.)

Der Kreislauf von Achtung und Ächtung

Am 2. Oktober 2001 blieb die Flotte der Swissair für immer am Boden. Fünf Jahre später wurden ihre Manager vom Bezirksgericht Bülach freigesprochen, unter ihnen Eric Honegger, seinerzeit Präsident des Verwaltungsrats und interimistischer Unternehmensleiter der SAirGroup. In «Erinnerungs-Prozess» schreibt er über seine Erfahrungen vom Grounding bis zur Urteilsverkündung. Eine Besprechung in 14 Punkten.

Zürcher Bibel

Kirchenrat der Evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich (Hrsg.): Zürcher Bibel. Zürich: Theologischer Verlag, 2007
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Ulrike Bail, Marlene Crüsemann & Frank Crüsemann (Hrsg.): Bibel in gerechter Sprache. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 2006

Magie und Macht

Souveränität – worin sie besteht, ist rein abstrakt schwer zu definieren. Besser man hat ein anschauliches Beispiel vor Augen, auf das sich verweisen lässt. Eines wie das aktuelle Buch von Jean Starobinski etwa. Derlei nämlich kann nur geschrieben werden, wenn stupende Vielseitigkeit sich mit intimster Kennerschaft und der Lust paart, die eigene Faszination an einer […]

Ars Amandi

«Liebe», so seufzte ein verzweifelter deutscher Romancier vor dreissig Jahren, «war ein grauenvolles Wort, das mich sofort an rosige Schleimhäute denken liess, an lebenslängliche sumpfige Gefühle, … an einen ebenso heimlichen wie lähmenden Frieden zu Hause.» Entsprechend erbarmungslos wurden Liebesversuche in den Romanen des späten 20. Jahrhunderts seziert. Liebende waren reine Körperfreunde, unnahbar in ihrem […]

Liebe, Leidenschaft, dann das Verderben

Literarische Essayistik hat es heutzutage nicht leicht, kann es nicht leicht haben in einer Zeit, in der das zugehörige Lesepublikum, dessen sich ein Grossmeister des Genres wie Thomas Mann absolut sicher sein konnte, gewissermassen abhanden gekommen ist. In der Gegenwart, in der Eliten aller Art in globalökologischen Kassandra-Rufen politisierender Pop-Kleinmeister intellektuelle Offenbarungen wähnen sehen zu […]

…eine Leiche mit Kopfschuss

Versehen mit den besten Referenzen kommt Hansjörg Schneiders sechster Roman um den Basler Kriminalisten Peter Hunkeler ins Haus. Sogar im fernen Berlin ist man der Ansicht, es handle sich «um die besten deutschsprachigen Kriminalromane, die derzeit geschrieben werden». Und wie selten im Krimigenre scheinen sich Kritiker und Leser einig zu sein: «Hunkeler und der Fall […]

Das einfachste ist das richtige Wort

Das Problem des Äthers ist keines unserer Gegenwart. Von den Griechen als «quintia essentia», als fünftes Element betrachtet, hat sich der Äther quer durch abendländische Geistes- und Naturgeschichte gewissermassen verflüchtigt. Über den Äther nachdenkend hat Einstein seine Relativitätstheorie gewonnen und damit exakt diesen Äther endgültig abgeschafft. In seiner Poetikvorlesung «Im Äther / In the Ether» […]

Ärztealltag, Mühsal, Leid

Erich Sutters Roman «Irminger, Chirurgus» ist in zweifacher Hinsicht ein Erstling. Er ist das erste literarische Werk des in Fällanden wohnenden Autors und er ist der erste im Zytglogge-Verlag erschienene Ärzteroman. Wer nun bei der Bezeichnung «Ärzteroman» an romantische Liebesgeschichten voller Herzschmerz denkt, hat nur einen kleinen Teil des Buches erfasst. Denn Sutters historischer Roman […]

Letteratura, Littérature, Literatur

Für Leser, denen die Literatur der Schweiz nahe steht, ist «Viceversa» ein Glücksfall: Chronik, Lesebuch, Porträtsammlung und Bestandesaufnahme in einem. Aus dem Westschweizer Literatur-Almanach «Feuxcroisés» hervorgegangen, erscheint das «Jahrbuch der Literaturen der Schweiz» jetzt in drei Sprachen und ebenso vielen Versionen. Es verfolgt das erklärte Ziel, den literarischen Austausch zu fördern, also deutschsprachigen Lesern die […]

Rezensionen

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