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In dieser Ausgabe

Editorial

Editorial

Nicht unbedingt eine weihnachtliche Fragestellung, eine wichtige und aktuelle aber allemal: Sind westliche Werte heute bedroht? Wenn ja, was ist die Qualität dieser Bedrohung, und was können wir tun? Der inhaltliche Schwerpunkt dieses Hefts ist aus einer Reihe von Fragen geboren, die eine gewisse Verunsicherung andeuten mögen, die mittelbar aber abzielen auf die Entwicklung angemessener […]

Dossier «Bedrohung und Behauptung westlicher Werte»

(0) Bedrohung und Behauptung westlicher Werte

Einmal mehr hat der Verein für Zivilgesellschaft Exponenten aus Politik, Wirtschaft und Kultur nach Ermatingen am Bodensee eingeladen. In bewusster Abgeschiedenheit und strukturiert in sechs Arbeitsgruppen, wurde Ende Oktober die Frage diskutiert, ob die westlichen Werte durch die aktuellen Entwicklungen herausgefordert seien. Der nachstehenden Einführung durch den Gastgeber und Präsidenten des Vereins folgt auf den anschliessenden Seiten eine Übersicht der wichtigsten Wegmarken und Ergebnisse. (red)

(8) Objectivité des valeurs et pluralisme culturel en

Wie kann das gedeihliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Kulturkreise ermöglicht und gestaltet werden? Welche Unterschiede sind zu tolerieren? In unverwechselbar französischer Manier greift Jean Baechler auf Philosophie, Soziologie und Geschichte, vor allem aber auf einen rigoros gesetzten begrifflichen und konzeptuellen Rahmen zurück, um eine Antwort zu formulieren. Diese Antwort mag im Theoretischen genügen; ihre praktische Umsetzung stösst indessen, so der Autor, zumindest heute noch an Grenzen.

(9) Human Rights Are Indivisible

Zu den Bedrohungen westlicher Werte gehört auch jene Spielart des kulturellen Relativismus, die unter Berufung auf autochthone Traditionen und Konventionen die Universalität von Menschenrechten negiert. Beginnend mit einem Rückblick auf den europäischen Ursprung, auf Entwicklung, fortschreitende Ausdifferenzierung und rechtliche Verankerung der Menschenrechtsidee, spürt Menzies Campbell heiklen Fragen und Dilemmata nach, wie sie sich im Spannungsfeld zwischen Individuum und Kollektivität, aber auch zwischen einzelnen Wertvorgaben – etwa Freiheit und Sicherheit – unausweichlich ergeben.

Wir treten in große Pfützen und es spritzt gewaltig

Christoph Stalder im Gespräch über die Reform der Rechtschreibung Am 13. Juni reichte Christoph Stalder, der für die FPD im Berner Kantonsparlament sitzt, eine Motion ein, die von der ganzen Fraktion getragen wurde. Sie verlangte unter dem Titel «Rechtschreibreform: Einführung unverzüglich stoppen!», daß die Neuregelung erst eingeführt werde, nachdem der Rat für Rechtschreibung deren Überarbeitung abgeschlossen habe. Der Regierungsrat kam dieser Forderung nach, und zwar – was selten vorkommen dürfte – noch bevor das Parlament verhandelt hatte: der Kanton Bern setzte die Einführung der sogenannten neuen Rechtschreibung aus. Am 8. September überwies das Parlament die Motion mit großer Mehrheit. Stefan Stirnemann sprach mit Christoph Stalder über die Hintergründe seines Vorstoßes.

Aktuelle Debatten

Lohnende Gewalt

Wenn die repräsentativen Strukturen eines Landes schwach ausgebildet sind, wenn sie Anliegen und Interessen der gesellschaftlichen Basis nur in kleinen Teilen repräsentieren; wenn darüber hinaus Möglichkeiten basisdemokratischer
Selbst- und Mitbestimmung gänzlich fehlen – dann ist der Rückgriff auf funktionale Äquivalente systemisch vorgeplant, mutiert mitunter auch Gewalt zum faktisch anerkannten Medium politischer Kommunikation. Frankreich gibt ein wunderbares Beispiel ab.

Kultur

Die Welt ist rund und daher auch ein Kreis

«Weltanschauung – Welt anschauen – das lässt sich nicht in einem Satz beschreiben», so ein Student während des Kurses. Aber vielleicht in einem Bild? Ohne eine Zeichensprache funktioniert das nicht. Bevor die Welt erschaffen wird, müssen erst Zeichen gefunden werden. Daher stand zu Beginn die Aufgabe «Erschaffung der Zeichen» auf dem Plan eines Kurses der […]

Nur nicht stehen bleiben!

Im Fokus 2005: Preisträger des Chamisso-Preises
Februar: Aglaja Veteranyi
März / April: Catalin D. Florescu
Mai: Ilma Rakusa
Juni / Juli: Dragica Rajcic
August / September: Francesco Micieli
Oktober / November: Zsuzsanna Gahse
Dezember / Januar: SAID

Der Adalbert-von-Chamisso-Preis wird seit 1985 an Autorinnen und Autoren nichtdeutscher Muttersprache
für ihre Beiträge zur deutschen Literatur vergeben.

Mit dem Dichter SAID beenden wir den Fokus «Chamisso-Preis». Nach einer Einführung von Iso Camartin folgen fünf bisher unveröffentlichte Texte des Preisträgers von 2002.

Selbstporträt

Auf neun Bände ist die deutsche Übersetzung des Gesamtwerks des italienischen Dichters Andrea Zanzotto angelegt, der 1968 mit dem Gedichtband «La Beltà» über die Grenzen Italiens hinweg Aufmerksamkeit erregte. Die folgenden Gedichte und die Reflexionen über Poesie sind ein Vorabdruck aus den sich in Vorbereitung befindlichen Bänden.

die stadt

sie lehnt die erde ab und meint jede berührung mit ihr sei eine abwärts gerichtete zärtlichkeit sie überläßt ihre toten den einheimischen tieren und ihre gebeine den fremden winden ihre grenzen sind verseuchte mülldeponien die zu festungen mutiert sind die stadt lebt von den fortgegangenen und vom fleisch ihrer erzählungen dem fremden wird an der […]

von SAID
1 Minuten Lesezeit
er wird kommen

das telephon läutet dreimal. zweimal. dann einmal. seit 7 tagen sitze ich zwischen 14 und 16 uhr zu hause und warte auf dieses zeichen. ich brauche mich gar nicht zu beeilen. wir haben zeit bis zur abenddämmerung; jetzt im sommer kommt sie recht spät. ich setze mich hin, um einen brief an e. zu schreiben. […]

von SAID
11 Minuten Lesezeit
der engel und die taube

plötzlich hörte die straße auf und ich entdeckte hinter mir ein haus. ich hatte keine ahnung, daß es mir gefolgt war. an die tür gelehnt stand ein engel – gelangweilt, und feilte sich die fingernägel. er fragte mich, wonach ich rieche. jasmin oder minze, überlegte ich. minze ist besser. sie vertreibt auch schlangen. und diese […]

von SAID
2 Minuten Lesezeit
Ohne Titel

Um zu bleiben, braucht man hier zwei Lungen für einen Atemzug, einen Wurzelstock für zwei Erdklumpen, zwei Schatten für eine Sonne, einen Kuß für zwei Hände. Unter den entzündeten Augen dieses überwachen Jahrhunderts kauern die Besiegten; und der Tod gebeugt über das Verschwiegene.

von SAID
1 Minuten Lesezeit
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