In der Ausrottungsmaschinerie
Das vergessene Buch legt Carl Laszlos Erinnerungen der Lagerhaft neu auf.
Seit einigen Jahren sorgt der Germanist Albert C. Eibl dafür, dass heute gänzlich unbekannte Romane, die vor dem Zweiten Weltkrieg vornehmlich von österreichischen Autorinnen veröffentlicht worden waren, wieder problemlos gelesen werden können. In seinem in Wien ansässigen Verlag Das vergessene Buch ist nun bereits die zweite Auflage der Erinnerungen des aus Ungarn stammenden Basler Kunsthändlers Carl Laszlo (1923–2013) erschienen, die dieser erstmalig 1955 publiziert hatte. «Ferien am Waldsee» schildert gleich eingangs, wie SS-Arzt Josef Mengele im Vernichtungslager «mit seinem Zeigefinger – wie ein Postbeamter seine Briefe sortiert – Totgeweihte von Weiterlebenden» schied. Was folgte, gehörte zu den frühesten Zeugnissen der Vernichtung der europäischen Juden. Laszlo, der als 20-Jähriger in die nationalsozialistische Hölle deportiert worden war, fand Worte für Unbeschreibliches, die bis heute nachhallen: «Alles starb, nur das Sterben lebte weiter.» In seinem Nachwort porträtiert Alexander von Schönburg den späteren Sammler und Psychoanalytiker, der 1968 Schweizer wurde, bei dem dann «jeder Tag Sonntag – besser gesagt: die Nacht von Samstag auf Sonntag» war. Eine kostbare Wiederentdeckung. (vsv)
Carl Laszlo, «Ferien am Waldsee. Erinnerungen eines Überlebenden». Mit einem Nachwort von Alexander von Schönburg. Wien: Das vergessene Buch, zweite Auflage 2021.